Schalkes Stürmer Jefferson Farfan: Der mit dem Ball spricht

Jefferson Farfan leistet sich gern Eskapaden, seine Leistung beeinträchtigt das nicht. Die ist nun in der Champions League gegen Inter Mailand gefragt.

Die Situation im Schalker Angriffsspiel ist oft ein wenig Farfan – und das ist auch gut so. Bild: dapd

GELSENKIRCHEN taz | Wenn Jefferson Farfan nach Spielen des FC Schalke auf Journalisten trifft, dann verbirgt er seine Augen meist unter dem Schirm einer großen Baseballkappe. In seinen Ohren stecken Kopfhörer, seine ganze Haltung transportiert eine eindeutige Botschaft: "Lasst mich in Ruhe!"

Und er wird in Ruhe gelassen, denn auf Schalke wissen alle, dass der Peruaner das übliche Spielchen mit der Öffentlichkeit hasst. Er gibt so gut wie keine Interviews und wenn doch, dann kommt er zu spät oder bricht Gespräche ab, weil ihm die Fragen nicht gefallen. Der 26-Jährige spricht mit dem Ball, das muss reichen, und am besten ist Farfan, wenn es um viel geht – wie am heutigen Abend im Champions-League-Viertelfinale bei Inter Mailand.

Dass Farfan Journalisten nicht mag, hat viel mit dem Leben zu tun, das er jenseits des Fußballs führt. Ein allzu unvorsichtiger Umgang mit Alkohol und diverse Frauengeschichten spielen dort eine Rolle. Der Schalker Angreifer muss sich immer wieder mit Gerichtsverfahren über Unterhaltszahlungen an die Mütter seiner zwei Kinder herumärgern. Die peruanische Presse hat während der vergangenen Jahre viele dicke Schlagzeilen über Farfans Privatleben gedruckt.

"Die Wahrheit über alles, was passiert ist, kennen nur die Personen, die mit dem Thema zu tun hatten, was gesagt wird, stört mich nicht", hat er einmal trotzig erklärt. Im Sommer 2007 ist Jefferson Farfan nach einer allzu feuchtfröhlichen Nacht aus der Nationalmannschaft geflogen, doch seltsamerweise scheinen das unsortierte Leben und die vielen Negativschlagzeilen kaum Auswirkungen auf seine Leistung zu haben.

In der Winterpause kam Farfan vier Tage zu spät aus dem Urlaub zurück, kokettierte erst mit einem Wechsel nach Spanien, dann wollte er plötzlich zum VfL Wolfsburg gehen. Fünf Millionen Euro Gehalt und 14 Millionen Euro Ablöse sollen die Niedersachsen geboten haben, doch das Geschäft platzte, weil Farfan vier Millionen Euro als Handgeld für sich forderte. Felix Magath, der damalige Schalker Manager, lehnte entrüstet ab, Dieter Hoeneß in Wolfsburg sprach kopfschüttelnd von "Wahnsinn", die Bild-Zeitung nannte Jefferson Farfan "Gierschlund" und druckte eine Fotomontage, auf dem dicke Geldbündel im aufgerissenen Rachen des Spielers stecken. Kaum war das Transferfenster geschlossen, überzeugte er wieder mit Leistung.

Seit 2008 in Gelsenkirchen

Zuletzt avancierte Farfan sogar zum besten Schalker, am Freitag bereitete er beide Treffer auf St. Pauli vor, außerdem flogen zwei Hamburger vom Platz, weil sie einfach zu langsam waren im Zweikampf mit dem schnellen Angreifer aus Lima. Vor allem aber war Farfan die zentrale Figur beim 3:1-Sieg gegen den FC Valencia im Champions-League-Achtelfinale, zu dem er zwei Tore beisteuerte.

"Er ist ein Spieler, der auch auf allerhöchstem Niveau Spiele alleine entscheiden kann", sagt Ralf Rangnick. Der neue Schalker Trainer versucht, den 2012 endenden Vertrag mit dem eigenwilligen Star zu verlängern. Italienische Sportzeitungen berichten allerdings, Juventus Turin sei an einer Verpflichtung Farfans interessiert, und Raul Gonzales Jordan, der Berater des Angreifers, hat erklärt, dass es noch weitere Interessenten gebe. Wieder einmal soll der Preis für den Profi in die Höhe getrieben werden.

Gleichzeitig platzierte Gonzales in Deutschland übrigens die Nachricht, dass Farfan gerne auf Schalke bleiben würde, "Jefferson ist sehr zufrieden mit dem neuen Trainer, wir haben bereits Gespräche über eine Verlängerung seines Vertrages geführt", teilt der Berater mit. Allzu viel Bedeutung darf man solchen Aussagen jedoch nicht beimessen, wenn sie von Farfan kommen, der im Sommer 2008 nach Gelsenkirchen gekommen war. Fred Rutten verpflichtete ihn damals. Die beiden kannten sich vom PSV Eindhoven, wo Rutten als Assistenztrainer von Guus Hiddink beschäftigt war und wo Jefferson Farfan in 115 Spielen 52 Tore erzielte.

Mit den Holländern stand er 2007 schon einmal in einem Viertelfinale der Champions League, diesmal soll es noch etwas mehr werden, was die Chancen auf eine Vertragsverlängerung der Schalker allerdings schmälern würde. Denn der Spielertyp Farfan gehört in eine Kategorie mit Superstars wie Arjen Robben und Franck Ribéry – nur ist er viel seltener verletzt als die beiden Münchner.

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