Nachrichtenagentur dapd: Menno, wir sind auch noch da

Die Nachrichtenagentur dapd teilt gegen ihre Konkurrenz gerne kräftig aus, bisher meist direkt gegen die Anbieter von dpa oder AFP. Nun nimmt sie sich das Bundespresseamt vor.

dapd-Chefredakteur Cord Dreyer. Bild: dapd

Vielleicht hat sie der Erfolg von taz-Kriegsreporterin Silke Burmester beflügelt: Jedenfalls sendet die Nachrichtenagentur dapd, im Sommer hervorgegangen aus der Fusion des Deutschem Depeschendienst und AP-Deutschland, jetzt Auszüge aus dem Tagebuch eines deutschen Soldaten in Afghanistan.

"In mehreren Teilen berichtet der Bundeswehrsoldat über seinen erst kürzlich beendeten Kriegseinsatz und schildert der Investigativ-Redaktion sources seine persönlichen Erfahrungen und Empfindungen", teilt dapd in eigener Sache mit. Das Tagebuch sei "ohne Mitwirkung oder Einflussnahme des Verteidigungsministeriums" entstanden. Und zum "Schutz seiner Karriere bleibt der Mann in den Berichten anonym".

Ob so etwas zur Aufgabe von Agenturen gehört, sei mal dahingestellt - für dapd bedeutet das Kriegstagebuch zumindest eins: Aufmerksamkeit.

In diese Kategorie fällt auch ein weiterer Raufhändel, den dapd mit einer für Nachrichtenagenturen nicht eben unwichtigen Institutionangezettelt hat: Man will mehr Geld vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, genauer gesagt: Genau soviel wie der große Konkurrent, die Deutsche Presseagentur (dpa). "Wir glauben, mindestens dieselbe Leistung zu liefern wie dpa", sagt dapd-Sprecher Wolfgang Zehrt, da sei die "Vorstellung, dafür genau so honoriert zu werden", doch normal. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, hat dapd dem Bundespresseamt den Bezug des ehemaligen AP-Deutschland-Dienstes zum Jahresende gekündigt, wie ein Regierungssprecher bestätigt. Über weitere Details der Verträge zwischen Amt und Agenturen gibt es natürlich "keine Informationen", nach Angaben der Berliner Zeitung zahlt die Bundesregierung für die Dienste der dpa dieses Jahr rund 2,8 Millionen Euro - während der dapd nur etwas über 800.000 Euro erhält.

Nachdem die neue Agentur aggressiv expandiert und sich als zweiter "Vollanbieter" neben der dpa ungerecht behandelt sieht, scheint eine Neuverteilung des Presseamts-Geldes auch gar nicht so abwegig. Die Motivlage bei dapd dürfte aber weiter geehn: Ihren Besitzern, den Finanzinvestoren Martin Vorderwülbecke und Peter Löw, geht es auch stets um eine Schwächung der dpa, die als genossenschaftliches Konstrukt von Dutzenden deutscher Zeitungsverlage und Rundfunksender auf die Solidarität ihrer nicht immer einfachen Gesellschafter angewiesen ist. Für das kommende Jahr ist Agenturbudget des Presseamts schon festgelegt, jeder Preisaufschlag für dapd würde daher weniger für andere Agenturen bedeuten. Und dass bei einer solchen Operation der größte Batzen - nämlich der Posten dpa - angegangen wird, ist höchst wahrscheinlich.

Auf Anfrage gibt sich das Presseamt professionell verschlossen: "Wie sich das künftig gestaltet, wird sich in den nächsten Monaten ergeben", sagt der Sprecher. Noch befinde man sich nicht im Rechtsstreit. Es gehe vielmehr um "einen internen Meinungsausstausch, zu dem wir keine weitere Stellungnahme abgeben".

Dass der dapd auch keine juristische Auseinandersetzung scheut, ist abei hinlänglich bekannt: Man prozessiert mit der dpa aktuell über Vertragslaufzeiten und bemüht die EU-Kommission wegen angeblich illegaler Subventionen für die französische Staatsangentur AFP, die über ein Tochterunternhemen auch einen deutschen Inlandsdienst anbietet.

Auch AFP wird natürlich im Bundespresseamt gehalten - wie eigentlich alle Agenturen mit Ausnahme des Sport-Informationsdienstes (sid). "Wenn die Kanzlerin nach dem Spiel in die Kabine kommt, kriegen wir das auch so mit", sagt der Regierungssprecher. Sport bietet dapd übrigens derzeit auch noch nicht an - sondern will damit erst im April 2011 starten.

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