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Archiv-Artikel

Ganz großes Tennis

VERRÜCKT Die ARD fährt in „Altersglühen“ (Serie bei WDR/NDR, Spielfilm ARD) die alte Garde auf

Der Speed-Dating-Film „Shoppen“ von Ralf Westhoff war vor Jahren ein kleiner Hit in den Kinos. Die ARD hat das Konzept nun kopiert und daraus Film und Serie „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ gedreht.

Kopfschütteln über so viel Chuzpe. In einer alten Villa in Hamburg sitzen sechs Männer sieben Frauen (eine muss aussetzen) gegenüber. Alle sieben Minuten heißt es: Bäumchen, wechsle dich. Hoffnungen, Wünsche, Dramen, Schrullen, biografische Vignetten – Bausteine, aus denen sich Persönlichkeiten zusammensetzen lassen. Herausragendes Ü60-Ensemble: Mario Adorf, Senta Berger, Victor Choulman, Jörg Gudzuhn, Michael Gwisdek, Matthias Habich, Brigitte Janner, Gisela Keiner, Hildegard Schmahl, Christine Schorn, Angela Winkler.

Glockenläuten. Veranstalter: „Jetzt bitte ich die Damen, aufzustehen und eine Nummer aufzurutschen.“ Irgendwann dämmert einem: Der Film ist kein Plagiat. Jan Georg Schütte (Regisseur und Speed-Dating-Veranstalter) hat einen noch viel radikaleren Film gemacht als Westhoff. Das ganze Drumrum – das Zeigen der einsamen Partnersucher in Arbeits-, Wohn- und Freizeitumgebung – lässt er einfach weg. Nach 85 Minuten: ankreuzen, wen man wiedersehen will. Ende. Offen. Dazwischen nur: Speed Dating mit Senioren. Zwei Drehtage, für die Schauspieler Rollenbeschreibungen statt Drehbuch, steht im Presseheft –„Improvisation“. Fragen, Antworten. Mitunter kommt die Gewissheit ganz schnell: „Ich liebe die Reiterei.“ „Ich hasse Pferde.“ Aufschlag. Return. Ganz großes Tennis. Die Sendeleitung schaltet zwischen den sechs Plätzen (und 19 Kameras) virtuos hin und her. Als würde die ARD Wimbledon wieder übertragen – und dann aus dem Finale kurz vor Ende aussteigen. JENS MÜLLER

■ „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“, 20.15 Uhr, ARD; „Altersglühen – Die Serie“, sechs Folgen, ab 13. 11., WDR und NDR