: zur person
Ulrike Ottinger
Reisen ist gewissermaßen die Grundbewegung der Filmemacherin Ulrike Ottinger im Sinne einer Sehnsucht nach Erkenntnis, aber auch nach romantischer Verzauberung und Geheimnis. „Gold, Liebe und Abenteuer“ winken den Piratinnen, die Ulrike Ottinger 1977 in ihrem exzentrisch-versponnenen Spielfilm „Madame X“ auf einer Dschunke über die sieben Meere schickt. Der Blick auf die Fremde geht bei der Filmemacherin nicht notwendigerweise tiefer als das eigene Fasziniertsein, und genau das macht die Grenzen zwischen ihren fiktionalen und dokumentarischen Reisen so angenehm fließend. Ende der Achtziger stieß die Regisseurin bis in die Mongolei vor: Ottinger setzte ihre gesamte Crew (u. a. Delphine Seyrig, Irm Hermann und Peter Kern) in die Transsibirische Eisenbahn und drehte irgendwo in der Weite der mongolischen Steppe den wilden Amazonenfilm „Johanna d’Arc of Mongolia“. Einige Jahre später wurden die Gegend und ihre Bewohner, ihre Schamanen-Riten und Alltagsbräuche dann wiederum Thema ihres Dokumentarfilms „Taiga“. Den Gefilmten ihre Rätsel und ihre Aura lassen – mit dieser Haltung begab sich Ulrike Ottinger in ihrem letzten Film „Exil Shanghai“ (1997) auf die Spuren der jüdischen Emigration im Shanghai der Dreißigerjahre. Und damit zu Ottingers neuester Expedition: Für ihr aktuelles Dokumentarfilmprojekt bereiste die Regisseurin zwei Monate lang Osteuropa – eine Reise jenseits der touristischen, wirtschaftlichen, urbanen Zentren und zugleich filmische Erkundung der blinden Flecken auf der europäischen Landkarte. Der Weg führte unter anderem durch Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine. Ulrike Ottinger und ihre Mitreisenden haben ihre Erlebnisse in Form von Reiseberichten festgehalten, die wir zusammen mit Fotos der Regisseurin veröffentlichen. Heute also Ottinger goes east, die Erste.
KN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen