piwik no script img

wortwechselDie kluge Diva geht

Sahra Wagenknecht kandidiert nicht mehr als Vorsitzende der Linksfraktion und wird auch die von ihr mitgegründete Bewegung „Aufstehen“ nicht mehr anführen. Sie wird fehlen

13. Juli 2015 auf der Spree: Ein „Seawatch“-Rettungsboot lädt Bundestagsabgeordnete an Bord Foto: Chris Grodotzki

„Das Ende einer steilen Karriere“,

taz vom 12. 3. 19

Respekt

Selten erhalten Linke-Politiker die Aufmerksamkeit bis Respekt, den Sahra Wagenknecht in allen Talkshows, Auftritten und Diskussionen immer hatte. Mit Verstand und Klugheit war sie so manchen namhaften PolitikerInnen überlegen. Oft konnte ihr nur mit Unsachlichkeit und Diffamierungen begegnet werden. Der Argumentation war meist nichts glaubhaft entgegenzusetzen, außer demagogischen Mitteln und dem Spiel mit der Unwissenheit der Zuhörer und der eine oder andere Allgemeinplatz.

Häme wird es geben, zufriedene Stimmen, ganz wie es die politische Kultur und der Umgang in der Politik ist. Einige Talk-shows werden noch geistig leerer sein. Wem und wozu es dienlich ist, wem es nutzt, das wäre zu fragen.

Die Linke wird es gewiss nicht anziehender oder gar stärker machen. Freude und Erleichterung, die Wagenknecht verdrängt zu haben, das dürfte keine große Zufriedenheit bringen. Wer wie Wagenknecht in der politischen Arbeit an der Spitze bisher auch den einen oder anderen Fehler eingestehen musste, missverständlich war, streitbar auftrat und Widerspruch nicht scheute, ist wertvoller für seine Partei als es die beliebigen, sich anpassenden, teilhaben Wollenden und jene sind, die längst den Standpunkt ihrer natürlichen Klientel nur noch phrasenhaft von sich geben. Für die Partei, die Politik im Lande ist es eher Verlust, eine Wagenknecht nicht mehr an der Spitze zu wissen. Roland Winkler, Aue

Keine Teamplayerin

Sahra Wagenknecht mag über herausragende intellektuelle und rhetorische Fähigkeiten verfügen, eine Teamplayerin war sie bislang nicht. Das ist nolens volens zulasten des politischen Erfolges ihrer Partei gegangen.

Ihr Rückzug vom Fraktionsvorsitz kann also für Die Linke durchaus eine Chance auf eine breitere Profilierung und Relevanz in der Bundespolitik bedeuten. Insbesondere Katja Kipping und Dietmar Bartsch traue ich zu, soziale Politik zukunfts- und mehrheitsfähig zu gestalten.

Ira Bartsch, Lichtenau-Herbram

Rot-Rot-Grün!

Über Sahra Wagenknechts Projekt „Aufstehen“ kann man geteilter Meinung sein. Für das Scheitern des Projekts Rot-Rot-Grün sind jedoch in erster Linie ängstliche Bedenkenträger aus den Reihen der Grünen und der SPD verantwortlich. Sahra Wagenknecht hätte in einem solchen Projekt ohnehin keine Rolle gespielt. Dafür hätten schon die Sozialdemokraten in der Partei der Linken, Katja Kipping und Dietmar Bartsch, gesorgt. Deshalb: Schluss mit dem Linken-Bashing, Vorwärts mit Rot-Rot-Grün!

Heinz Schönberger, Kempeten

Sie steht doch noch!

„Den Bus bestellt und ausgestiegen“, taz vom 12. 3. 19

Es ist immer toll, wie die taz Frau Wagenknecht fertigmachen will. Sie kann sagen und machen was sie will, die taz findet immer den einen oder anderen, der ein Haar oder einen Fussel in den Aussagen findet, um sie anzuklagen.

Gleichzeitig aber den innerparteilichen Gegnern bei den Linken ein Forum bieten … das ist das „Tolle“ an der taz. Offensichtlich genügt es euch, einfach ein Schild hochzuheben: „Wir sind eine linke Tageszeitung“, allerdings, das war mal. Zu eurer Info: Sahra Wagenknecht bleibt bei Aufstehen.

Via Facebook schreibt sie: „Die Medienberichte zu meinem angeblichen Rückzug aus ,Aufstehen‘ haben Nachfragen ausgelöst. Deshalb möchte ich klarstellen: selbstverständlich werde ich mich weiter für ,Aufstehen‘ engagieren und die Bewegung mit aller Kraft unterstützen. ,Aufstehen‘ ist ein großartiges Projekt – und es wird gebraucht. Wir müssen noch sehr viel mehr Druck machen, damit endlich wieder die sozialen Interessen der Mehrheit und nicht die Wünsche einflussreicher Wirtschaftslobbyisten die politische Agenda bestimmen.“ Bernhardt Faaß, Straubenhardt-Feldrennach

Wer will Marxismus

Der Abgang Wagenknechts ist nachvollziehbar. Innerhalb der eigenen Partei persönlich angefeindet, außerhalb im Prinzip – bis auf ein Thema – chancenlos. Wer will schon Marxismus? Wagenknecht zieht die Konsequenz daraus, dass sie weder die eigene Partei noch die Gesellschaft ändern kann. Warum sollte sie sich das weiter antun? A. Müllermilch auf taz.de

Im Kopf des Bobfahrers

„Bobfahrer Friedrich jetzt noch historischer“, taz vom 11. 3. 19

Der Meister hat mich beim Frühstück mit dem wunderschönen Satz beglückt: „Mehr als die Rekorde hatte ich mein Bein im Hinterkopf.“ Ich wusste immer, dass Bobfahrer mehr im Kopf haben als ihre Rekorde und Meisterschaften.

Andreas Ruppert, Paderborn

Und Vater Staat protzt

„Sind so arme Väter!“, taz vom 11. 3. 19

Die Beteiligten sind so in ihre Gräben zurückgezogen, dass sie nicht bemerken, dass es letztlich „Vater Staat“ ist, der sie da aufeinander hetzt. Bei Trennung geraten oft Mütter mit Teilzeitarbeit und Kinderversorgung verstärkt in eine prekäre Lage und bei der Rente werden sie extrem benachteiligt. Wochenteilung mag sinnvoll sein, wenn das Lebensumfeld für das Kind erhalten bleibt. Dafür muss der Vater sich eine Wohnung in der Nähe suchen, was in einer Stadt wie Köln zum Beispiel mit hohen Kosten verbunden sein kann, und er muss Unterhalt zahlen. So geraten beide in eine prekäre Lage. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

„Vater Staat“ aber lebt weiterhin auf großem Fuß und protzt am „Nato-Stammtisch“ mit seiner monetären Potenz und gibt eine Freirunde nach der nächsten aus. Er versäuft das Erbe seiner Kinder, die sich zu Hause ums trockene Brot zanken. Warum übernehmen nicht die Eltern die Erziehung – und der Staat die Kosten? Das Geld dafür wäre da, geben wir es endlich für unsere Zukunft aus und nicht für die „Saufgelage“ des Alten.

Klaus-Peter Klauner, Brühl

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen