was fehlt ...: ... die Einsicht
Erich Honeckers Witwe Margot hat nichts dazu gelernt. Die einstige Bildungsministerin präferiert auch heute noch beinharte Dogmen. Demnächst wohl auch in Buchform.
Liebe Margot, jetzt sitzt du schon über 20 Jahre unter der chilenischen Sonne im Exil. Mit den anstandlosen Medienfuzzies vom Klassenfeind wolltest Du als SED-Ehrenalterspräsidentin in Rente nichts tun haben. Versteht sich von selbst, die westlichen Journalisten fragen nach so unangenehmen Dingen wie persönlicher Verantwortung am Leiden anderer. Jedenfalls kommt jetzt ein Plauderbüchlein von Dir auf den Markt.
Was hast du nicht alles zu Protokoll gegeben. Du seist "weder zornig noch verbittert", die Deutsche Demokratische Republik sei nur untergegangen, weil man es nicht vermocht habe "dem Gegner hinreichend Widerstand entgegenzusetzen." Weil deine Charakterstärke uns bei taz.de beeindruckt, möchten wir Dir den Roman "Plan D" von Simon Urban ans Herz legen. Nicht nur weil es die DDR da auch noch im 21. Jahrhundert gibt, sondern weil Du auch mitmachen darfst – als Pensionärin im SED-Nobelaltenheim. Da singst du Lieder vom Herrn Biermann, das ist der, den ihr 1977 rausgeschmissen habt, aus dem Arbeiter und Bauernstaat.
Jedenfalls finden wir bei taz.de, dass Du Dir an Deiner literarischen Vorlage ein strikt dogmatisches Beispiel nehmen solltest. Nur, dafür muss Du nicht in die ferne Heimat kommen, die Chilenen freuen sich bestimmt 'nen sozialistischen Ast, wenn Du Biermanns Botschaften demnächst unter Palmen verbreitest. Es grüßt Dich herzlich aus Berlin, verehrte Margot, Deine linke Onlineredaktion taz.de.
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