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Der Kult des schmachtenden Herzens

Vom „Schmerz der Liebe“ berichtete ihre Erstlingsscheibe 1985, der Durchbruch jedoch gelang Denise Rich mit dem Song „Frankie“, den Sister Sledge 1986 in Europas Hitparaden sang. Sie finde es „leichter, meine Gefühle durch einen Song als durch Reden zu vermitteln“, sagt sie.

Ergo lässt sie mit ihren Texten donnernde Gefühlslawinen auf die Zuhörer niedergehen, losgetreten von Pop-Schwergewichten wie Céline Dion, Patti LaBelle, Jody Watley und Donna Summer. Wie das schluchzt und schlabbert, trotzt und rotzt! „Ich kann dich nicht aufgeben“, textet sie. „Leere Worte“ beklagt sie. „Honey, komm zurück“, befiehlt sie. Sie bricht Ketten. Ist verliebt. Hat genug. Es tut weh, ihn zu halten. Alles nur wegen dir. Hier wartet die Liebe. Rette mir einen Platz in deinem Herzen. Und so weiter und so fort, bis auch der letzte Pop-Banause merkt, dass die Liedermacherin Denise Rich – immerhin wurde sie drei Mal für einen Grammy nominiert – dem Kult des schmachtenden Herzens verfallen ist.

Engel würden ihr beim Schreiben helfen, sagt sie. Zeichen erschienen ihr. Und viele ihrer Ideen „kommen vielleicht aus vergangenen Leben, sind vielleicht eine spirituelle Verbindung zu Menschen, die gestorben sind.“ New Age trifft somit den Kult des schmachtenden Herzens, und im dreistöckigen New Yorker Penthouse ist viel Platz für spiritistische Pop-Séancen. KIL

FOTO: AP

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