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was bisher geschah

Den Kanzler rettet Frank-Walter Steinmeier immer – und Rot-Grün?

Schröder muss es schnell gemerkt haben. Dass dieser Mann sich eignet, einen Machtapparat in Schwung zu halten. Erst zwei Jahre war der damals 37jährige Frank-Walter Steinmeier in der Staatskanzlei in Hannover Referent für Rundfunkpolitik, da holte ihn Schröder in sein unmittelbares Umfeld: 1993 Büroleiter des Ministerpräsidenten. 1996 Chef der Staatskanzlei. Die vier rot-grünen Jahre im Land waren da schon vorbei. Obwohl die SPD alleine regieren konnte, hielt Steinmeier seine Hand über das Erbe von Rot-Grün. Der damalige Landesminister Jürgen Trittin sagt heute, grüne Beamte seien in Steinmeiers Staatskanzlei „bei weitem nicht so schlecht behandelt worden wie in allen anderen Ministerien“. Als Schröder in der SPD um die Kanzlerkandidatur kämpfte, stellte Steinmeier sicher, dass in Hannover nichts liegen blieb.

Trotzdem wurde nach Schröders Wahlsieg 1998 Bodo Hombach Chef des Bundeskanzleramts, Steinmeier nur Staatssekretär. „Frank“, soll Schröder gesagt haben, „du bist dann dafür zuständig, von den 40 guten Ideen, die Bodo hat, fünf umzusetzen.“ Das Konzept mündete im Chaos, Schröder schob Hombach ins Kosovo ab. Wer nachrückte, war keine Frage. Seither reguliert und moderiert Steinmeier die Konflikte zwischen Ministerien und Fraktionen, Bund und Ländern – ob beim Bündnis für Arbeit, dem Atomkonsens oder der Steuerreform. Jetzt beginnt Steinmeier seine schwersten Aufgabe: Rot-Grün durch den Krieg zu bringen.

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