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vorlauf kunstHarald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Erst kamen die skandinavischen Künstler nach Berlin, nun folgen die Galerien: Nordenhake aus Stockholm ist in die Zimmerstraße gezogen, c/o Atle Gerhardsen aus Oslo hat einen S-Bahn-Bogen an der Jannowitzbrücke gemietet. Dabei setzt die norwegische Galerie auf Malerei fürs Museum. So waren die Samplinggemälde, auf denen Carroll Dunham in den 80er-Jahren Cy Twombly und Comics zitierte, eine begehrte Geldanlage am New Yorker Kunstmarkt. Bei c/o Atle Gerhardsen hängt ihr eine verwaschene Abstraktion von Olav Christopher Jenssen gegenüber, ergänzt wird das Big-Gesture-Gespann durch ein Textbild von Sarah Morris, die „guilty“ in schwarzen Lettern auf die Leinwand geschrieben hat. Daneben nehmen sich Vibeke Tandbergs Porträts befreundeter Künstler in Fußballtrikots bescheiden aus – obwohl internationale Verbindungen auch hier im Zentrum stehen.

Auch Eva Grubinger verfügt über gute Beziehungen. Für das Video zu „Operation R.O.S.A.“ in der Galerie Giti Nourbaksch, Rosenthaler Straße 72, hat sie Nina Hagen als Sprecherin gewinnen können. Hagen erzählt die Geschichte eines Kindes, das zwischen Marx, Sozialtheorie und anderen religiösen Geheimwissenschaften aufwächst, während im Film ein harmloses Baby an seinem Beißring nuckelt. Doch das Spielzeug ist symbolisch aufgeladen, so dass Grubinger noch eine zusätzliche Raumskulptur davon hat gießen lassen. Überhaupt liegt der aus Österreich stammenden Künstlerin einiges an der Konstruktion heutiger Lebensentwürfe. Deshalb hat sie drei weitere Modelle fotografisch in Szene gesetzt: Eine modernistische Kirche, ein UN-Verwaltungsgebäude und der Log-In-Code eines Computerprogramms. Das ist nur der erste Schritt einer umfangreichen Recherche.

Falls dann noch Zeit ist: Andy Warhol in der Neuen Nationalgalerie.

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