piwik no script img

vorlauf konzertThomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

In aller Freundlichkeit zuschlagen. Und lächeln. „Hit me with a flower“ hieß ein Neo-Folk-Sampler aus San Francisco, der mit argloser Blumenkinderei gar nicht so viel zu tun hatte. Nur wurde mal zum alten Kampftrupp Leidenschaft & Härte noch die Zärtlichkeit mit zum Gespräch gebeten. Was die Musik entspannter macht. Barbara Manning zählte zu der Szene. In letzter Zeit war die Sängerin viel unterwegs und hat dabei mit den Go-Luckys ein Bruderpaar aus dem Schwäbischen aufgegabelt. Das ergibt am Sonntag im Knaack (21 Uhr) gut gelaunte Melancholie mit Schrabbelgitarren. Mit dem erweiterten Folkbegriff hat auch die Musik von Pavel Fajt zu tun: Mit Iva Bittová spielte er einen einzigartigen, slawisch gefärbten Kunstkammerliedpop. Jetzt ist der tschechische Schlagzeuger mit der schamanistischen Sängerin Stepanida Borisova aus Jakutien zu hören. Am Dienstag in der Kulturbrauerei (21.30 Uhr). Mehr was für die experimentierenden Ohren, während Chris Spedding am diesem Abend im Tacheles (22 Uhr) den ganzen Respekt des Handwerkers verdient. Als idealer Sideman stand er immer so dienstfertig am Rand, dass er nie wirklich aufgefallen ist. Dabei ist der Gitarrist natürlich einer der Besten, hat gar mal auf einen Job bei den Stones verzichtete. Weil er gerade anderweitig unter Vertrag stand. Das ist das richtige Ethos für unaufgeregten Rock’n’Roll. Am Mittwoch gleich wieder ein Entscheidungsnotdoppel: Die Friends of Dean Martinez (in Personalunion auch Calexico und Giant Sand) stehen im Silver Wings Club (21 Uhr) lässig an der Schwingtür zwischen Lounge und Country-Surf. So schön wie ein Sonnenuntergang in der Wüste. Und bei Hugo Race + True Spirit im Tacheles (22 Uhr) ist es Neon-Nacht, in der der Nick-Cave-Kumpel dem alten Leiden Blues alles Bierzeltartige aus dem Wanst prügelt. Bis er wieder als böser Existenzialismus leuchtet. Muss auch sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen