urdrüs wahre kolumne : Verkaufsoffene Sonntage verboten!
Hamburgs Millionäre zittern vor ihren Kaminen und starren schicksalsergeben auf das Portrait des Liechtensteiner Fürsten Alfons. Hamburgs eloquente sozialdemokratische Bürgermeisterkandidaten aber stottern sich im Fernseh-Duell diesen hier ab: „Wir werden die Studien, die, Entschuldigung, wir werden die Pläne an den Schulen, oh Gott, oh Gott, wir werden … die Schulpläne an den, wir werden, die Schulstunden entrümpeln.“ Wenn man eigentlich labern kann wie eine großformatige Wochenzeitung, ist es gar nicht so leicht, so daher zu stammeln – und das auch noch, weil der Wahlkampfmanager verlangt, man solle etwas menschlicher wirken. Die Berater von FDP-Mann Hinnerk Fock indessen haben versagt: Zwar lässt sich dessen Name mindestens so gut merken wie „Gina Wild“ oder „Erna Sack“. Aber jemanden mit schmutzig gelber Fliege rumbrummen zu lassen: So kämpft, wer sich schon verloren weiß.
Was denken sich eigentlich manche weltfremden Apostel der Linken, wenn sie von DKP-Genossin Christel Wegner verlangen, nun auch noch ihr Mandat zurückzugeben? Wenn die das macht, sperren ihr die Hartz-IV-Kommissare doch glatt die Wiederaufnahme der monatlichen Zahlungen – weil sie die Arbeitslosigkeit dann ja selbst herbeigeführt hat! Zumindestens muss man ihr eine Alternative anbieten, etwa in der Geschichtskommission der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Exakt vier Minuten vor Ablauf der „Happy Hour“ bestelle ich im bremischen Findorff noch zwei Halbe zum halben Preis. Die Bedienung aber fordert beim Servieren den vollen Betrag und wird darin auch noch durch einen liberalen Anwalt vom Nebentisch gestützt. Nun erwarte ich mir von derlei Zeitgenossen nichts anderes als die aktive Teilnahme am System der universellen Gesamttücke – wenn sie aber kurz darauf schon ihren Judaslohn in Form einer Gratis-Schale mit Chips erhalten, ist das Winkeladvokatentum auf einem moralischen Tiefpunkt angelangt.
Völlig unverständlich ist mir der Konflikt zwischen Naturschützern und Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg zu den geplanten Sicherungsarbeiten am Kalkberg, die der Nabu ablehnt, weil Fledermäuse und Käfer dadurch in ihren Höhlen gestört würden. Aber müssen wir nicht auch gegen die Störung jener Häuptlinge und Krieger, Kinder und Squaws angehen, die hier in die Ewigen Jagdgründe eingingen? Das sollte zwischen Pierre Brice und Gojko Mitic mit Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Winnetou und Rilana geklärt werden – bei einem Pfeifchen vom Südhang.
Im persönlichen Auftrag des Herrn Zebaoth sage ich hiermit die für Braunschweig von den Händlern, Wucherern und ihren Schriftgelehrten angesetzten 53 (!) verkaufsoffenen Sonntage ausnahmslos ab. Wer immer sich dennoch bereitfindet, am Tag des Herrn die Tore der Warenwelt zu öffnen oder auch nur zu betreten, gerät in den Wirkungsbereich von Züchtigung und Verfolgung bis ins dritte oder vierte, mindestens aber nächstbeste Glied! Nicht alles können Wahlen klären, prophezeit schon mal ULRICH „Linkswende“ REINEKING
ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, handelt selten im Auftrag des Herrn der Heerscharen, ansonsten auf eigene Rechnung.