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Archiv-Artikel

urdrüs wahre kolumne Ferndiagnose „Tourette-Syndrom“

Dass Helmut Kohl als einer der wenigen lebenden Buddhas bei der Bremer CDU im bevorstehenden Wahlkampf weiterhin das Zugpferd machen darf, nimmt mich positiv ein in einer Zeit, da Treue vielen nur ein leerer Wahn zu sein scheint. Wenn nun auch noch Claus „mit C“ Jäger für den örtlichen Freisinn auf die Strahlkraft des Namens Möllemann setzt, komme ich in die Situation, mich zwischen diesen Alternativen nicht mehr entscheiden zu können. Da müsste die SPD zumindest Helmut Schmidt aufbieten, aber die jungen Leute um Henning – die machen das in ihrer Jugendfixiertheit nicht! Schade eigentlich ...

Dadaistischer Appelle an das Frühlingserwachen der Triebe wollte ich mich beim literarischen Liebesprogramm des Bremer Amateur Theaters in der GaDeWe erfreuen, aber dann zeugten die erlesenen Betroffenheitsgesichter auf der Bühne schon davon, dass Gefühle aufkommender Paarungsbereitschaft auf dem Altar des Mars geopfert wurden. Obwohl dies mit gediegenen Antikriegs-Texten geschah, bitte ich doch fürderhin alle Künschtlerinnen, Veranstalter, auf derlei Rückweichen zu verzichten: Wir müssen das uniformierte Pack totlachen und nicht uns selbst die Äuglein ausheulen, wenn schon keine RAF mehr zur Verfügung steht, um die Army-Computer auszuknipsen. Man nehme sich ein Beispiel an den Stadtwerken, die den Gaspreis wegen Golfkrise II erhöhen.

Bislang habe ich den umstrittenen Villa Ichon-Preisträger Martin Rooney ja für einen britischen Exzentriker aus der Abteilung rosa Dandy-Elefanten gehalten und ihm einiges nachgesehen. Seine Schuldfähigkeit will ich allerdings zu seinen Gunsten auch weiterhin in Frage stellen angesichts der nicht mal mehr grenzdebilen Behauptung, dass der über den Tod hinaus unvergessliche und hochverehrte Antifaschist Willy Hundertmark ein „Wiedergänger Hitlers“ sei. Dieses obszöne Bild lässt mich für den jetzt offenbar völlig verirrten Sir Martin die Ferndiagnose „Tourette-Syndrom“ stellen. Aber dann muss man dem armen Fratz auch klarmachen, dass man auf Deutsch ruft: „Ficken, Fotze, Arschloch, Scheissefresser!“ wenn man mit der Nummer beim Antrag auf Frührente durchkommen will.

„Aloe Verra ist toll. Als Wundcreme, Reinigungsmittel, Kosmetik und Getränk. Und auch noch als zweites Standbein zum Geldverdienen mit Sinn und Verstand. Biete Multimedia-Vortrag nach Anmeldung und bin hundertprozent gegen Krieg“. So heißt es im Walle-Zentrum wörtlich an jenem Brett, wo der Kunde selbst das Wort hat. Können solche Menschen böse sein?

Nun ist der Hauptschriftleiter Volker Weise ja nicht so eine kriegslüstern geifernde Motzpuppe wie Briefchenschreiber Franzjosef Wagner von der Bild, aber wenn so einer sagen will, dass auch er sich in die Propagandatruppe der US Army eingereiht hat, dann kommentiert er das im Weser-Kurier mit verquaster Betulichkeit so: „Krieg ist die schlechteste aller Lösungen, manchmal aber die einzig mögliche“. Darf man nach solcher Schleimabsonderung noch als Weise gelten? Fragt sich

Ulrich „Motzpuppe“ Reineking