urdrues wahre kolumne : Bruder Abel
Ich bin der taznord ja so dankbar, dass in dieser Woche ein aktuelles Foto des Affenquälers Andy Kreiter mit echtem Wiedererkennungswert veröffentlicht wurde. So wird jugendlichen Idealisten doch endlich mal ein Feindbild geliefert, das auch für robuste Auseinandersetzungen mehrheitsfähig sein dürfte.
Auf meiner Terrasse tummelte sich gestern eine Schar Spatzen, derart laut schimpfend und randalierend, dass man sie unbedingt der Gattung der Rohrspatzen zurechnen muss, selbst wenn einem vertiefte ornithologische Kenntnisse fehlen. Sie schimpfen nicht nur, sie scheinen auch richtiggehend verärgert und schauen empört zu mir herüber. Plötzlich fällt es mir ein: die Talg-Knödel mit dem Vogelfutter sind noch nicht aufgehängt, ja noch nicht einmal eingekauft. Gut, dass mich die Spatzen erinnert haben, man gönnt ja dem Nächsten sonst kaum mal was, selbst im Advent!
Kaum hatte Kanzlers Halbbruder Lothar Vosseler als Langzeitarbeitsloser mal wieder einen Job bekommen als Werbeonkel für das im niedersächsischen Obernkirchen produzierte Stiftsbrot, da ist er ihn auch schon wieder los. Grund: die halbwegs satirische „Taschentuchzeitung“, die vorzugsweise im Bahnhofsbuchhandel vertrieben wird, bedruckt mit Dönekens aus dem Familienleben von Lothar und der Schröder-Sippe: „Dort wird er als Loser vorgestellt, bei uns hätte er zum Sieger werden sollen“ klagt der Marketing-Chef der Großbäckerei: Wann macht Bruder Gerhard Lothars Elend endlich zur Chefsache? Soviel ist jedenfalls sicher: Irgendjemand fragt auch mal im hannöverschen Reihenhaus bei Schröders privat nach: „Kain, wo ist dein Bruder Abel?“
Das ganze Elend des kommerziellen Adventsrummels offenbart sich in dieser Szene aus dem Live-Spektakel eines hiesigen Warenhauses in der Abteilung mit den Spielkonsolen: Unter mindestens vier Einkaufstüten ächzend, schreit eine extremistisch-blonde Hausfrau ihren maximal zehnjährigen Sprössling an: „Entweder ballerste jetzt noch eine Stunde mit deinen Zombies rum oder machst Autorennen, ich hab es satt, dass du mir immer so dämlich umme Füße läufst.“ Diese Mutter ist von der pädagogischen Waldorf-Botschaft Rudolf Steiners vermutlich noch nicht erreicht worden – was ja nun auch kein Fehler sein muss!
Herzlichen Dank an alle Leuteschinder in der Bundeswehr, die den dusseligen Staatsbürgern im kackfarbigen Manöver-Strampelhöschen klar machen, dass der Mensch erst beim Unteroffizier beginnt und der Rest die Schnauze gefälligst in die Feldlatrine stecken soll, statt dem Vorgesetzten zu widersprechen: Typen wie Ihr dienen auf Dauer dem Frieden mehr als die publizistischen Dreitagebarthumanisten, die sich jetzt so künstlich erregen über angeblichen Missbrauch in der Dressur jener Muschkoten, die am Freitag bei der Heimfahrt dafür sorgen, dass man sich in den Zügen der Deutschen Bahn wie im ecstasy-verseuchten Viehtransporter fühlt – meint unter anderem
Ulrich „Tucho“ Reineking