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Paul Ricoeur, einer der großen französischen Denker in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, feiert heute seinen 90. Geburtstag. Die Frage nach der menschlichen Verantwortlichkeit und nach der Natur des Bösen steht im Mittelpunkt der Philosophie Ricoeurs, die Ende der 80er-Jahre mit dem neuen Interesse an politischer Philosophie wieder aktuell wurde. In seiner phänomenologischen Hermeneutik stellt der Denker, der 1989 den Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen erhielt, die These auf, dass eine ethische Ausrichtung auf ein gutes Leben und auf eine moralische Prüfung durch Normen zur Bildung des Selbst gehört. Diese Vorstellung vom Selbst, das nach den Bedingungen für ein Zusammenleben in gerechten Institutionen und mit dem anderen sucht, bildet die Grundlage mehrerer Werke, darunter auch das ins Deutsche übersetzte Buch „Das Selbst als ein Anderer“.