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Archiv-Artikel

unterm strich

Fortsetzung einer unglaublichen Geschichte: Die wegen eines Kruzifixes des deutschen Künstlers Martin Kippenberger umstrittene Direktorin des Bozener Museums für zeitgenössische Kunst, Corinne Diserens, ist fristlos entlassen worden. Der Stiftungsrat, der sich Anfang September noch mit sechs von neun Stimmen hinter seine Direktorin gestellt hatte, begründete seine Entscheidung laut italienischen Tageszeitungen vom Mittwoch mit finanziellen Fehlentscheidungen der Museumsleitung. Die Schweizer Museumsdirektorin soll für ein Defizit von 500.000 Euro verantwortlich sein. Angeblich stehe die Entlassung nicht in Verbindung mit dem Streit um das Kippenberger-Kruzifix, betonte der Stiftungsrat. Doch glaubt man das?

Das erst im Sommer mit einer hochkarätigen Ausstellung eröffnete Haus geriet schneller, als man schauen konnte, in einen wahlkampfbedingten politischen Strudel zwischen Kräften, die ein altes, der Kirche verpflichtetes Wertesystem gegen eine Moderne ausspielten, deren sichtbarster Repräsentant in der Stadt das neue Museum ist.

Die Entscheidung über die Entlassung der Direktorin fiel nach den Landratswahlen vom Wochenende. Dabei hatte die Südtiroler Volkspartei, die vehement gegen Kippenberger gewettert hatte, empfindliche Verluste erlitten.