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Archiv-Artikel

unterm strich

Langsam entfalten sie sich, die Konsequenzen der großen Suhrkamp-Saga des letzten Jahres. Günter Berg, ehemaliger Verlagsleiter in Frankfurt, hat gestern angekündigt, zum 1. Juli einen neuen Posten anzutreten: als Programmgeschäftsführer beim Hamburger Verlag Hoffmann und Campe. Rainer Moritz, der diese Funktion bisher bekleidete, wird im Dezember die Leitung des Hamburger Literaturhauses übernehmen. Nun verlässt Berg Suhrkamp ja nicht einfach nur. Zwar äußerte er sich gestern nur indirekt zu der Frage, ob er Autoren mit zu Hoffmann und Campe nehmen werde. „Autoren sind keine beweglichen Wirtschaftsgüter, die nimmt man nicht einfach mit wie Bleistifte“, sagte er zur dpa. Doch er fügte hinzu: „Ich vermute jedoch stark, dass die Situation bei Suhrkamp für manche Autoren sehr schwierig ist. Das bedeutet nicht automatisch, dass sie zu dem Verlag wechseln, für den ich in Zukunft arbeite, sondern nur, dass Suhrkamp-Autoren ihr nächstes Buch nicht mehr bei Suhrkamp sehen.“ Berg ist nicht allein. Auch Thorsten Ahrend, noch Lektor bei Suhrkamp, hat seinen Weggang angekündigt, und zwar für Anfang Juni. Berg und Ahrend gelten als eng befreundet, und Ahrend, so Berg gestern, genieße sein blindes Vertrauen. Die Idee, das Lektorat für deutschsprachige Literatur zu verstärken bei Hoffmann und Campe, genieße dort „durchaus Sympathie“, sagte Berg außerdem. Es ist also nicht allzu unwahrscheinlich, dass Ahrend ebenfalls nach Hamburg wechselt. Berg hatte seinen Job bei Suhrkamp wegen Unstimmigkeiten mit der neuen Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz gekündigt. 14 Jahre hatte er dort gearbeitet. Hoffmann und Campe ist wesentlich kleiner als Suhrkamp und Teil der Ganske Verlagsgruppe, zu der auch der Guinness World Records Verlag gehört.