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Archiv-Artikel

unterm strich

Manchmal ist man versucht zu glauben, der Krieg gegen den Irak werde nur deswegen stattfinden, weil er so oft und so hartnäckig angekündigt wurde. Das ist keine produktive Überlegung, ändert aber nichts daran, dass desto mehr Kulturschaffende sich zum Krieg äußern, je näher der Termin rückt, an dem sich der Tag X in Wirklichkeit verwandeln soll. Der Schriftsteller Günther Kunert etwa gab in der Zeit zu bedenken, dass er aktuell verfasste Anti-Kriegs-Lyrik für wirkungslos halte. „Noch nie haben Gedichte einen Krieg verhindert, ja, die gesamte Weltliteratur seit der Antike ist der Beweis für ihre Folgenlosigkeit“, schreibt der Autor.

Eher wohl muss man sich die umgekehrte Kausalbeziehung vorstellen: Der Krieg verhindert Gedichte. Oder eine Lesung, wie das Hamburger Literaturhaus am Mittwoch mitteilte: Die in Kalifornien lebende Autorin Alice Sebold hat aus Furcht vor Anschlägen ihre Lesereise abgesagt. Sebold wollte ursprünglich am 27. März im Literaturhaus Hamburg aus ihrem Buch „In meinem Himmel“ lesen.

Und die Oscars, natürlich. Dass die Zeremonie stattfindet, komme, was da wolle, wird von den Agenturen täglich gemeldet. Eine Neuigkeit nun ist, dass die Parade der Stars auf dem roten Teppich ausfallen soll. Das hat die Academy of Motion Picture, Arts and Sciences in Hollywood am Dienstagnachmittag (Ortszeit) bekannt gegeben. Damit entfällt der traditionelle Prominenten-Empfang mit Interviews, dem Blitzlicht der Fotografen und den Jubelschreien der Fans. Oscar-Produzent Gil Cates erklärte gegenüber Reportern, dass sich viele Gäste angesichts der Kriegsvorbereitungen bei der üblichen glamourösen Zeremonie „unwohl“ fühlen würden.