unterm strich :
Ist es taktlos, dass die Prada-Stiftung gemeinsam mit dem Künstler Carsten Höller einen kongolesisch-westlichen Club in London eröffnet, während im Osten Kongos grausame Dinge geschehen? The Double Club soll in den kommenden sechs Monaten eine Adresse in Londons Clubkultur werden, mit Bar, sich drehender Tanzfläche und Restaurant. Trotz der aktuellen Finanzkrise hat das Konzept gute Chancen, ein Erfolg zu werden. Denn seitdem sich vor zwei Jahren Millionen Menschen auf Höllers Rutschen in der Tate Modern enthusiastisch in die Tiefe stürzten, gilt der deutsche Künstler in London als eine Art Kunstunterhaltungsgenie.
Der Bezug zum Kongo entstand durch Höllers private Reisen, auf denen er die Musikszene des Landes erkundet. Die Einnahmen des Clubs, den er als eine Gelegenheit sieht, das Bild des Kongo einmal jenseits des Elends zu zeichnen, will er den Vergewaltigungsopfern spenden. Der Doppel-Club teilt sich in einen westlichen und einen afrikanischen Bereich, wobei Höller die Grenze so scharf zieht, dass es wirkt, als wechsle man wirklich die Territorien. Schade nur, dass „der Westen“ formal sehr intellektuell tut mit Warhol und den russischen Avantgardisten der 20er-Jahre, während der „Kongo“ sehr plakativ mit knallbunter Bierwerbung und gelbem Plastikmobiliar daherkommt.