unterm strich :
Für die Uraufführung des neuen Kresnik-Tanzstücks „Hundert Jahre Einsamkeit“ sucht das Schauspiel Bonn Männer im Alter zwischen 60 und 70 Jahren, die eine Beinprothese tragen. Die sechs Darsteller sollten trotzdem beweglich sein und tänzerisch arbeiten können, erklärte Theatersprecher Jochen Zulauf am Mittwoch. Gesucht werden für die Bonner Produktion außerdem noch mehrere Akkordeons, gleichgültig ob sie noch funktionsfähig sind oder nicht. Die Kontaktadresse ist in beiden Fällen: Theater Bonn, z. Hd. Herrn Moll, Am Boeselagerhof 1, 53111 Bonn. Der Direktor des Choreographischen Theaters, Johann Kresnik, wird das Stück nach dem weltberühmten Roman des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez am 18. April im Opernhaus Bonn auf die Bühne bringen. Kresnik hat zuletzt Ende Januar mit seiner Inszenierung der „Zehn Gebote“ in einer Bremer Kirche einen Eklat provoziert, weil darin nackte Frauen im Altarraum gezeigt wurden.
Experten haben herausgefunden, dass es immer einfacher wird, Deutsch zu sprechen. Denn die Sprache lasse immer mehr Variationen zu, die vom bisherigen Standard abwichen, sagte der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, Prof. Ludwig Eichinger, in einem dpa-Gespräch. „Die Bandbreite dessen, was in der Öffentlichkeit akzeptiert wird, wächst.“ Ein Grund dafür sei der Einfluss des Fernsehens, sagte Eichinger am Rande einer Jahrestagung seines Instituts in Mannheim. An dem am Dienstag eröffneten Kongress nehmen 470 Sprachexperten aus 25 Ländern teil. Bis Donnerstag diskutieren sie über die Frage: „Wie viel Variation verträgt die deutsche Standardsprache?“
Als Beispiel für sprachliche Abweichungen nannte Eichinger den Satz: „Ich ess jetzt noch einen Kuchen, weil ich habe Hunger.“ Schriftsprachlich werde ein solcher – grammatikalisch falscher – Satz noch nicht akzeptiert, in mündlicher Rede aber seien solche Konstruktionen auf dem Vormarsch. Generell wirke sich die gesprochene Sprache immer stärker auf den Schriftstandard aus. Der „Duden“ nehme von Mündlichkeit geprägtes Deutsch auf. Es sei wenig sinnvoll, die Standardsprache so eng zu normieren, dass neue sprachliche Varianten nicht zugelassen würden.
Für die meisten Sprachwissenschaftler sei die Aufweichung bisheriger Regeln kein Problem. „Dass der Standard ein wenig breiter wird, ist fast eine positive Entwicklung“, sagte Eichinger. „Wir bejammern nicht den Untergang des Abendlandes, sondern wir nähern uns der europäischen Wirklichkeit.“ In England zum Beispiel weiche die gesprochene Sprache seit langem stärker von der Schriftsprache ab.