unterm strich :
Ein paar Tage ist es her, da warf der Regisseur Fatih Akin der Bild-Zeitung Rassismus vor. Er betrachte die Berichterstattung über seinen Film „Gegen die Wand“ als Kampagne, sagte er dem Stern und verwies auf einen Bericht über seinen Hauptdarsteller Birol Ünel. Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner hatte über „drahtige Haare“ und „olivenfarbige Haut“ geschrieben. Nun hat sich Paul Spiegel, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, zu Wort gemeldet und die Bild in Schutz genommen: Der Rassismus-Vorwurf sei „unangemessen und neben der Sache“, man dürfe „Begriffe wie Rassismus und Volksverhetzung nicht leichtfertig und aus dem Bauch heraus benutzen“. Da fasst man sich nun aber an den Kopf. Rassismus soll nicht mehr benannt werden dürfen, wenn man sich mit ihm konfrontiert glaubt? Und seit wann gibt es eine Art Bildungsprivileg, wenn es um die Denunziation rassistischer Äußerungen geht? Wo die einen leichtfertig und aus dem Bauch heraus sprechen, während die anderen dies bedacht und mit dem Kopf tun? Oder anders gefragt: Was würde Paul Spiegel sagen, wenn es über einen jüdischen Schauspieler heißen würde, er hätte „eine Hakennase“ und „wulstige Lippen“?
Auch bekloppt: die deutsche Filmindustrie. Seit Monaten läuft nun schon ihre „Raubkopierer sind Verbrecher“-Kampagne, und wie man schon vorher prognostizieren konnte: es nutzt natürlich überhaupt nichts. Nun gibt es nämlich eine so genannte „Brennerstudie“, die im Auftrag der Filmförderungsanstalt zutage gefördert hat, dass das illegale Kopieren von Filmen immer weiter zunimmt. 13 Millionen Raubkopien sollen im vergangenen Jahr gezogen worden sein. Und: Unrechtsbewusstsein gebe es auch kaum. Die meisten Kopien würden am Arbeitsplatz oder an der Uni gefertigt.