unterm strich :
Autoren aus nur zwölf europäischen Ländern beteiligen sich beim „Eurovision Text Contest“, obwohl die EU bald wenigstens so viele Mitglieder hat wie die Arabische Liga. Er findet bei den sechsten Hamburger Lesetagen vom 14. bis 21. April statt. Der Name lässt nicht auf die geilsten Texte hoffen, denkt man an den Namensgeber, den Eurovision Song Contest. Gefragt sind deshalb auch vor allem „Ehrlichkeit und Lebensnähe“, als ob daraus jemals was Großes entstanden wäre. Thema soll auch das „Gesellschaftstabu“ Geld sein.
Mit 115 Veranstaltungen an rund 80 ungewöhnlichen Leseorten, etwa einer Kapelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof oder dem Zoologischen Museum, sei das Event das „größte Literatur-Festival in Deutschlands Norden“, sagten die Organisatoren von der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG (HEW). Wesentlicher Bestandteil der Veranstaltung ist auch ein umfassendes Kinder- und Jugendprogramm, bei dem bisher weitgehend gemiedene Themen wie Homosexualität oder der Tod behandelt werden. Die Gutmenschen regieren eben die Welt, die immer offener wird und auch außereuropäische Kunst immer mehr schätzt. Das Kölner Auktionshaus Lempertz hat bei der „Tribal Art“-Versteigerung am Wochenende nämlich „das bisher beste Ergebnis seiner Afrika-Auktionen erzielt“. Das Highlight der Versteigerung, eine auf 20.000 Euro geschätzte pfahlförmige magische Figur der Mumuye aus Nigeria, ging schließlich für 68.000 Euro an einen Sammler in der Schweiz. Die künstlerisch bedeutsame und früh nach Europa gelangte Skulptur war zuvor im Besitz des prominenten Sammlers und Bildhauers Fritz Koenig. Ebenfalls heiß umworben war die Darstellung eines Dogon-Paares aus Mali, das von einem Schätzpreis von 10.000 Euro auf 44.000 Euro kletterte und nach Paris gegangen ist.
Teurer ist da allerdings allein schon die Restaurierung des vom Hochwasser im August 2002 schwer beschädigten „Mirakelmanns“, einer rund 500 Jahre alten lebensgroßen, hölzernen Christusfigur. Sie kostet rund 98.000 Euro. Die Figur soll im März 2005 wieder in die evangelische Stadtkirche von Döbeln zurückkehren. Anfang des Jahres habe im Dresdner Landesamt für Denkmalpflege die Restaurierung begonnen, sagte der leitende Restaurator, Andreas Schulze, gestern vor Journalisten in Dresden. Zuvor hätten die Restauratoren den Schimmel an der Figur bekämpfen und sie langsam trocknen müssen, um Risse zu vermeiden. Während der Flut lag die Figur zwei Tage lang im Wasser. Bei der Restaurierung solle die Figur wieder in den Zustand wie vor dem Hochwasser versetzt werden. 2000 war sie erstmals restauriert worden.