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Archiv-Artikel

unterm strich

Wer sich auf den Broadway wagt, braucht für den Spott nicht zu sorgen. So oder so ähnlich lautet ein altes amerikanisches Sprichwort, dessen Wahrheitsgehalt nun auch Rap-Star P. Diddy alias Sean Combs spüren musste: Er hat für sein Broadway-Debüt in dem Theaterstück „A Raisin in the Sun“ nur wenig schmeichelhafte Kritiken bekommen. Combs lasse als Hauptfigur die zentrale Vorstellung vermissen, die die Handlung zusammenhalte, befand beispielsweise die New York Times. Und in Variety hieß es, Combs werde den Anforderungen der Rolle einfach nicht gerecht. Allein die New York Post befand, dass er „verdammt gut“ gewesen sei. Aber an Sidney Poitiers Verkörperung des Walter Lee in der ersten Broadway-Version von 1959 komme er nicht heran. Angesichts gefüllter Kassen kann den Produzenten des Stücks diese Kritik herzlich egal sein. Combs ziehe Leute ins Theater, von denen viele kein Feuilleton lesen, weiß Geschäftsführer Eric Schnall. „Unser Publikum ist kein Publikum, das sich von Kritiken bestätigen lassen muss.“

Wir wussten gar nicht, dass es um den neuen Direktor der Filmfestspiele in Venedig, Marco Müller, einen Streit gegeben hat. Doch wie uns italienische Medien unterrichten, ist dieser nun beigelegt. Offenbar hatte es im Verwaltungsrat des Festivals Kritik daran gegeben, dass Müller in seiner doppelten Tätigkeit als Festivaldirektor und Produzent in Interessenkonflikte kommen könne. Doch Müller habe sich bereit erklärt, seinen Job als Filmproduzent ruhen zu lassen, zitierte La Repubblica den Biennale-Präsidenten Davide Croff.

Marco Müller, ein gebürtiger Römer mit Schweizer Abstammung, hat früher die Festspiele in Locarno und Rotterdam geleitet. Seine Ernennung Anfang März bedeutete zugleich das Aus für Moritz de Hadeln in Venedig, der das Festival zwei Jahre lang geleitet hatte. Das Filmfestival in Venedig findet alljährlich im September statt.

Und noch eine Nachricht aus der Welt der Filmfestivals, in diesem Fall vom Kurzfilmfestival in Oberhausen. Dort springt Regisseur Christoph Schlingensief kurzfristig bei der Eröffnung der 50. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen ein. Denn nachdem Wim Wenders und Sönke Wortmann aufgrund von Produktionsarbeiten abgesagt hatten, war eine dramatische Prominenten-Lücke entstanden. Nun kommen Schlingensief und drei weitere altbekannte Festival-Regisseure zur Eröffnung am Donnerstag, zu der auch Bundeskanzler Gerhard Schröder und NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück erwartet werden. Schlingensief will dort eine Filmglosse über die Kurzfilmtage aus dem Jahr 1992 zeigen.