unterm strich :
Horst Ehmke, so wird gemeldet, fand das Stück „toll“. Und die meisten anderen Premierengäste auch. In Berlin hatte Michael Frayns Stück „Demokratie“ Premiere, das die größte Spionageaffäre der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte auf die Bühne bringt: die Affäre um Willy Brandt (Kanzler) und Günter Guillaume (Kanzleramtsspion – hey, das reimt sich sogar!).
Im September 2003 war das Stück in London uraufgeführt worden, Frayn selbst legt Wert darauf, kein Dokumentarstück geschrieben zu haben. Vor dem Hintergrund der tatsächlichen historischen Ereignisse hat der Autor fiktive Dialoge geschrieben. Vor allem, meinen die Korrespondenten, ging es Frayn um die Einsamkeit, Unentschlossenheit und Zerrissenheit des großen Schweigers Brandt und seines Schattens Guillaume, der sich am Ende zwar schämt, aber doch meint, eine historische Mission erfüllen zu müssen. Insgesamt, fügen die Korrespondenten an, überzeuge in der deutschen Aufführung „das meist unaufgeregte Spiel der Darsteller“ – was ja immer ein Zeichen dafür ist, dass ein Besuch für die Theaterkunstfraktion nicht unbedingt lohnt, wohl aber für historisch interessierte Menschen. Ehmke übrigens war derjenige, der immer mit einer Flasche Rotwein zu Brandt ging, um ihn zum Kanzlersein zu ermuntern: „Aufstehen, Willy, wir müssen regieren.“
Der Deutsche Filmpreis (18. Juni in Berlin) wirft seine Preise voraus. Und zwar wird Mario Adorf für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Außerdem bekommt Sofia Coppola für „Lost in Translation“ den Preis für den besten ausländischen Film. Und Sven Regeners Herz muss nicht mehr in schwerer See sein. Für das Drehbuch zu „Herr Lehmann“ bekommt er einen Filmpreis in Gold (30.000 Euro). Darauf ein Beck’s!