unterm strich :
Den Kampf gegen Napster haben die US-Musikkonzerne zwar gewonnen. Doch an Stelle der geschlossenen Internet-Tauschbörse schossen gleich mehrere neue File-Sharing-Netze aus dem elektronischen Boden des Internets.
Deren Nutzern droht der amerikanische Interessenverband der Musikindustrie, die Recording Industry Association of America (RIAA), nun mit massiven Schadenersatzklagen. Und seit Donnerstag macht sie mobil: Mit speziellen Scanner-Programmen spioniert sie all jenen hinterher, die vom Heim-PC aus über Tauschplattformen wie Kaaza, Morpheus oder Grokster Songs und ganze CDs zum kostenlosen Download für andere freigegeben haben. Beim bloßen Nachspüren bleibt es freilich nicht. Innerhalb weniger Wochen sollen möglichst viele Download-Partner mit Namen und Adresse identifiziert und dann, US-Medien zufolge, auf bis zu 150.000 Dollar (rund 130.000 Euro) pro freigegebenem Song verklagt werden.
Bislang hatte die RIAA nur versucht, gegen die Betreiber der Tauschbörsen zu Felde zu ziehen. Ein US-Bundesgericht aber hatte erst im vergangenen Monat die Schließung von Grokster und Morpheus abgelehnt: Sie würden lediglich eine Plattform zur Verfügung stellen, hätten aber – im Gegensatz zu dem juristisch in die Knie gezwungenen Download-Service Napster – keine Kontrolle über den Inhalt, hieß es zur Begründung.
Nun geht sie erstmals massiv gegen die Computerbesitzer vor, die über Onlinebörsen weltweit ihre Musiksammlungen austauschen. Technisch möglich war ein solcher Schnüffelangriff schon lange. Rechtlich begünstigt wurde er durch das Urteil eines US-Berufungsgerichts: Es hatte kürzlich entschieden, dass Anbieter von Internetzugängen wie AOL oder Microsoft personenbezogene Daten ihrer Kunden herausgeben müssen, wenn ein Verdacht auf Copyright-Verletzungen begründet werden kann.
Den Start des Angriffs verband die RIAA mit einem moralischen Appell zahlreicher Popgrößen. Stars wie Shakira, die Dixie Chicks oder die Rapperin Missy Elliot riefen auf der RIAA-Website dazu auf, Musik zu kaufen, anstatt sie aus dem Netz „zu klauen“.