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In unmittelbarer Nähe des ehemaligen Wohnhauses des Schriftstellers Arno Schmidt in Bargfeld (Niedersachsen) ist der Bau einer Putenfarm geplant. Das Genehmigungsverfahren für die Errichtung von Ställen und Futtersilos für bis zu 10.000 Puten ruhe zwar derzeit, bestätigte die Kreisverwaltung. „Aber das Thema ist nicht vom Tisch. Es laufen Verhandlungen“, sagte Bernd Rauschenbach vom Vorstand der Arno-Schmidt-Stiftung. Die Stiftung unterhält das denkmalgeschützte Haus des Autors (1914–1979) als Gedenk- und Forschungsstätte. Schmidt, der mit seinem Roman „Zettels Traum“ (1970) Weltruhm erlangte und dessen Todestag sich am 3. Juni zum 25. Mal jährt, lebte und arbeitete dort seit 1958.
Rund 700 Besucher kommen jährlich in die Ostheide; Schmidt ist auf dem Gelände beigesetzt. Große Teile seiner Romane sind in dieser Landschaft angesiedelt. „Für zahlreiche Schmidt-Leser würde mit dem Bau der Putenfarm ein Teil der Aura dieser Gedenkstätte verloren gehen“, sagte Rauschenbach. In einem Gutachten verglich die ehemalige Leiterin der Kulturstiftung der Länder und jetzige Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck das Anwesen mit Goethes Gartenhaus und Wielands Landgut in Oßmannstedt: „In keinem dieser Fälle findet sich ein Ensemble, in dem wie in Bargfeld Arbeits- und Wohnhaus, Garten, Archiv und Grab an einem Ort zu finden sind.“