unterm strich :
Pakistanische Unterhaltungskünstler im Visier der Taliban: In der pakistanischen Nordwestgrenzprovinz machen radikalislamische Taliban Jagd auf Musiker, Tänzer und Schauspieler. Bereits am 22. Dezember fand man den Leichnam der Tänzerin Shabana im Swat-Distrikt. Ihr Körper hing an einem Strompfosten, auf dem Boden lagen CDs, Fotos und Geld. Wenige Tage später starb der Sänger Anwar Gul an den Folgen von Schussverletzungen, die er während eines Auftritts auf einer Hochzeit im Nachbardistrikt Malakand erlitten hatte. Beide Verbrechen werden den Taliban angelastet. Jüngstes Opfer ist nun der Comedian Alamzeb Mujahid, einer der Stars des pakistanischen Fernsehsenders PTV. Er wurde am 12. Januar in Peschawar verschleppt. Die Taliban betrachten Musik, Tanz und Schauspiel als unislamisch. Auch wer mit Musik oder Filmen handelt, riskiert sein Leben, ebenso jeder Barbier. Längst ist der größte Teil der CD- und DVD-Läden im Nordwesten geschlossen, und kein Frisör würde es wagen, einem Kunden den Bart abzunehmen. In Swat brannten die Taliban in den letzten Jahren rund 300 Schulen nieder, die mehrheitlich von Mädchen besucht worden waren. Auch für Medienvertreter ist das Leben im Nordwesten Pakistans sehr gefährlich. Kritisieren lassen sich weder die Taliban noch die Armee. Erst am 2. Januar flog das Haus von Hameedullah in Swat in die Luft. Der Journalist hatte sich mit Berichten über die zivilen Opfer des Waffengangs gegen die Taliban im pakistanischen Militär Feinde gemacht hatte. Im vergangenen Jahr kamen in Pakistan acht Journalisten ums Leben. Sänger wie Khial Mohammad betonen, dass die Regierung die Pflicht habe, Künstler zu schützen. Die Taliban rief er auf, Kunst nicht als Teufelswerk, sondern als besondere Gabe von Menschen zu betrachten.