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Archiv-Artikel

unterm strich

In Berlin ist der Schriftsteller Heinz Knobloch gestorben. Er war einer der bekanntesten Feuilletonisten der DDR. Im Alter von 77 Jahren erlag Knobloch am Donnerstag einer schweren Krankheit. Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit sprach von einem „schweren Verlust“. Als Autor zählte Heinz Knobloch zum Typus des „Flaneurs“, seine Vorbilder waren die großen Zeitungsschreiber der Zwanzigerjahre wie Alfred Polgar, Franz Hessel und Alfred Kerr. Besonders populär waren seine Kolumnen in der DDR-Familienzeitschrift „Wochenpost“, für die er 35 Jahre lang als Redakteur arbeitete. Rund eintausend Mal erschien dort zwischen 1968 und 1988 seine wöchentliche Kolumne „Mit beiden Augen“, die auch in zahlreichen Sammelbänden nachgedruckt wurden. Mehr als 50 Bücher seiner Feuilletons und Lebenserinnerungen sind von ihm erschienen, die meisten davon in der DDR. In der alten Bundesrepublik dagegen blieb er relativ unbekannt. Eines seiner bekanntesten Bücher ist dem Philosophen und Schriftsteller Moses Mendelssohn („Herr Moses in Berlin“, 1979) gewidmet, ein anderes Mathilde Jacob, der Sekretärin und Freundin von Rosa Luxemburg. Sein Eingangszitat in der Mendelssohn-Biografie „Misstraut den Grünanlagen!“ wurde zu einem geflügelten Wort. Heinz Knobloch wurde am 3. März 1926 in Dresden geboren. Er lernte Verlagskaufmann und geriet als Soldat 1944 in Kriegsgefangenschaft in den USA und Schottland; 1948 kehrte er nach Ostdeutschland zurück. Seit 1980 gehörte Knobloch dem PEN-Zentrum der DDR an, zu dessen Präsident er 1990 für ein halbes Jahr gewählt wurde. Nach der Wende wurde er mit dem Moses-Mendelssohn-Preis (1994) und dem Verdienstorden des Landes Berlin (1998) geehrt.