unterm strich :
Trotz Hitze: Unsere Kulturstaatsministerin gibt sich kämpferisch. Christina Weiss hat den Kommunen „Konzeptionslosigkeit“ in der Kulturpolitik vorgeworfen. Statt „hilflose Sparmaßnahmen“ seien kreative Konzepte nötig, sagte Weiss gestern dem Südwestrundfunk in Baden-Baden. Dann komme man auch mit dem vorhandenen Geld besser aus. Die Kulturstaatsministerin beklagte „populistische“ Debatten über die Schließung einer Oper oder eines Theaters. Wen sie damit wohl meint, Herr Schill? Höhere Eintrittspreise zur Steigerung der Einnahmen von Theatern und Museen lehnte sie allerdings ab: „Davon halte ich gar nichts.“
So weit, so gut. Allerdings bekommt Weiss gleich Contra aus den Bundesländern. Die Bundesregierung unterschätzt nach Meinung von Thüringens Kunststaatssekretär Jürgen Aretz (CDU) die Kulturprobleme in den neuen Ländern. Aretz sagte, seit 1990 seien viele Kulturstätten auf Vordermann gebracht worden. „Es wird jedoch vergessen: Die neuen Länder haben ein Defizit von über 40 Jahren aufzuholen.“ Vor allem die „kleinen Dinge“ wie Dorfkirchen seien für die Menschen zur Selbstidentität wichtig. Er habe auch kein Verständnis, wenn der Bund allein für die neue Struktur der drei Opern in Berlin 25 Millionen Euro ausgeben wolle, die neuen Länder 2003 insgesamt aber mit der Förderung von 23 Millionen Euro auskomme.
Weniger Sorgen hat Wolfgang Wagner. Mit der Premierenwoche der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele, die am Samstagabend mit einer gefeierten Aufführung des „Lohengrin“ zu Ende ging, kann der Festspielleiter laut dpa einmal mehr zufrieden sein. Die Neuinszenierung des „Fliegenden Holländers“ sorgte für Diskussionen, kein Knatsch trübte die Festspielstimmung am „Grünen Hügel“, und für die nächsten Jahre kann Wagner angesichts spektakulärer Engagements neuer Regisseure der Neugier von Publikum und Öffentlichkeit gewiss sein. Der „Lohengrin“ von Keith Warner, dirigiert von Sir Andrew Davis, ist die mit Abstand beste der gegenwärtigen Bayreuther Inszenierungen. Beifallsstürme hallten nach der Premiere am Samstagabend durchs Haus. In der laufenden Spielzeit wird es zudem aber eine besondere Aufwertung geben: Erstmals will ein amtierender deutscher Bundeskanzler eine Aufführung am „Hügel“ besuchen. Gerhard Schröder hat sich gemeinsam mit dem japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi für den 18. August angesagt. Pech allerdings, dass sie im „Tannhäuser“ dann ausgerechnet die schwächste der laufenden Produktionen sehen werden.