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Archiv-Artikel

unterm strich

Gewohnt ambivalent äußert sich mal wieder der Schriftsteller Martin Walser. Er habe kein Bedürfnis, sich mit irgendjemandem auszusöhnen, weder mit dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher noch mit dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, sagte er im Interview mit dem Literatur-Fachblatt Bunte. Wie er sich aber verhalten würde, wenn eine Versöhnung von anderer Seite an ihn herangetragen würde, dazu äußerte er sich nicht. Nur, so Walser: „Ich würde nie imstande sein, so etwas vorzuschlagen, weil ich mich nicht dem Verdacht aussetzen möchte, etwas zu manipulieren, was von selbst nicht geschähe. Ich kann nur akzeptieren, was ohne mein Zutun geschieht.“ Verwundert kratzt man sich da am Kopf: Ist Versöhnung nicht eigentlich etwas, wozu es zweier Seiten bedarf? Aber nein, Martin Walser hält sich ja für ein Opfer ungerechtfertigter Anschuldigungen und wartet auf Absolution: Für ihn sei heute immer noch unbegreiflich, warum ihm Frank Schirrmacher in der Auseinandersetzung um den Walser-Roman „Tod eines Kritikers“ vorgeworfen habe, sich antisemitischer Klischees zu bedienen: „Es war ein Schlag, der dich außer Kraft setzt. Das kann jederzeit wieder passieren. Der Mächtige muss dir gegenüber seine Aktionen nicht rechtfertigen. Er macht das öffentlich, und du musst es dir gefallen lassen.“ Dass sich Reich-Ranicki ja auch den Schmähroman „Tod eines Kritikers“ gefallen lassen musste, juckt die beileidigte Walserwurst dagegen nicht. Im Streit hatte Walser deshalb seinem jahrzehntelangen Verlag Suhrkamp verlassen und war zu Rowohlt gewechselt.

Nicht nur die Flamenco-Welt trauert um den spanischen Flamenco-Tänzer und Choreograf Antonio Gades. Er starb im Alter von 67 Jahren in einem Madrider Krankenhaus an Krebs, wie der spanische Rundfunk meldete. Der aus Alicante stammende Künstler und sein Flamenco-Ensemble hatten unter anderem spanische Klassiker wie „Fuenteovejuna“ von Lope de Vega auf die Bühne gebracht und damit international Erfolge gefeiert. Berühmt wurde Gades zudem durch seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Carlos Saura bei dessen Filmen „Bluthochzeit“ und „Carmen“. 1988 hatte Antonio Gades als erster Tänzer den spanischen Nationalpreis erhalten. Sein Flamenco-Ensemble wurde 1999 aufgelöst.

Im vergangenen Jahr hatte sich Gades, der an Magen-, Darm- und Leberkrebs litt, noch einen letzten Traum erfüllen können: Bereits von seiner Krankheit gezeichnet, war der überzeugte Kommunist im November 2003 nach Kuba gesegelt und hatte dort Staatschef Fidel Castro getroffen, mit dem er seit Jahren befreundet war.