unterm strich :
Weiblich, jüdisch, emigriert und mit dem Bauhaus verbandelt, da konnte, so sagte Ellen Auerbach lapidar, „die späte wiederentdeckung nicht ausbleiben“. Sie fand 1998 mit einer großen retrospektive in der Berliner Akademie der Künste ihren höhepunkt. Ein bisschen spät war das schon, fand auch die damals 92-jährige, „weil ich jetzt so müde bin“.
Am anfang hieß es: jung, weiblich und auf der suche nach dem ihr gemäßen zeitgenössischen künstlerischen ausdruck. 1906 als Ellen Rosenberg in Karlsruhe geboren, studierte sie anfangs bildhauerei in ihrer heimatstadt und Stuttgart, bevor sie 1929 nach Berlin ging, um dort als privatschülerin des industrie- und werbefotografen Walter Peterhans ihr handwerk zu lernen. Als Peterhans 1929 nach Dessau ging, um am Bauhaus die werkstatt für fotografie aufzubauen, übernahmen Ellen Auerbach zusammen mit Grete Stern, einer weiteren Peterhans-schülerin, dessen Berliner atelier.
Als „ringl+pit“ – „Wir wollten uns nicht Rosenberg und Stern nennen, das hätte zu sehr nach damenkonfektion geklungen. Also wurde Grete ringl, und ich war pit“ – spezialisierten sie sich auf portrait- und werbefotografie. Mit ihren wenigstens surreal wie neusachlich arrangierten reklamefotos erregten sie aufsehen und gewannen für ihre verblüffenden bildlösungen internationale preise. Doch vier jahre nach ihrem verheißungsvollen start kam schon wieder das ende.
1933 emigrierte Ellen Auerbach nach Israel, dann ging sie über England nach Amerika. Der bruch, den die zwangsemigration bedeutete, ist in Auerbachs bildern fortan spürbar. Eine deutliche melancholie ist in ihren kinderporträts zu entdecken, die in Israel entstanden, oder in den landschaftsaufnahmen aus Mexiko, das sie mit dem fotografen Eliot Porter bereiste, um die dortigen kirchenbauten zu dokumentieren. Als ihr werk in den 70er-jahren allmählich wiederentdeckt wurde, arbeitete sie längst als therapeutin mit lernbehinderten und schwer erziehbaren kindern. Ellen Auerbach starb am 30. juli im alter von 98 jahren in New York.