unterm strich :
Angesichts öffentlicher Subventionskürzungen haben mehrere Theatermacher vor dem Erstarren ihrer Kunst im Altbekannten gewarnt. Im Vorfeld der Herbsttagung der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sagte der Intendant des Schauspielhauses in Hamburg, Tom Stromberg, der dpa, er sorge sich zwar nicht grundsätzlich um die Zukunft der Künstler und des Theaters. Die Subventionen seien weniger geworden, aber mit den noch vorhandenen staatlichen Mitteln lasse sich „weiterhin künstlerisch anspruchsvoll arbeiten wie in kaum einem anderen Land“. Die junge Generation könne für die Bühnen gewonnen werden, „das Theater darf nur nicht erstarren“. Die Fachtagung beginnt heute in Darmstadt und befasst sich mit dem Thema „Wohin treibt das Theater?“.
Die Chemnitzer Schauspieldirektorin Katja Paryla erwartet angesichts knapper Kassen Beeinträchtigungen: „Ich denke, dass das Produzieren und Ausprobieren beim ewigen Denken an den geforderten Erfolg und der damit verbundenen Angst, den sowieso schon stark reduzierten Etat gekürzt oder ganz gestrichen zu bekommen, in einem hohen Maße beeinträchtigt wird.“ Der Intendant des Hamburger Thalia Theaters, Ulrich Khuon, befürchtet, dass als Folge gekürzter Mittel primär Mainstreamstücke auf den Spielplänen stehen werden. „Die Anzahl der Inszenierungen wird aber nicht zurückgehen“, sagte Khuon der dpa. Er bedauere vor allem, dass „in diesen angstbesetzten Zeiten die Lust am wirklichkeitsnahen Theater nachlässt und die Sehnsucht nach Ablenkung zunimmt“.
Die Akademie will den Theatermachern bei ihrer diesjährigen Tagung ein Forum bieten, um den Streit zwischen der so genannten postdramatischen und der literarischen Schule auszutragen. Als Vorreiter der postdramatischen Linie, die sich weitgehend von den literarischen Vorlagen löst, wurde der Intendant der Berliner Volksbühne, Frank Castorf, eingeladen. Seinen Gegenpart übernimmt Andrea Breth vom Burgtheater Wien, die sich bei ihren Inszenierungen stark am Text orientiert. Die Tagung endet am Samstag mit der Verleihung des mit 40.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preises an Wilhelm Genazino.