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Archiv-Artikel

unterm strich

Will Quadflieg ist tot. Wie das Hamburger Thalia-Theater, dessen Ensemble er noch bis vor drei Jahren angehörte, bekannt gab, starb der Schauspieler bereits am vergangenen Donnerstag im Alter von 89 Jahren. 1999 hatte er noch in einer Inszenierung der „Drei Schwestern“ auf der Bühne gestanden. Berühmt wurde Quadflieg als Faust in der Verfilmung des Goethe-Stoffes mit Gustaf Gründgens als Mephisto. In der legendären Ära Gründgens war Quadflieg am Hamburger Schauspielhaus engagiert; er galt damals als ein „der Partitur der Dichtung“ verpflichteter Schauspieler mit exzellenter Sprechkultur. Letzteres blieb Quadflieg; nach Gründgens’ Tod konnte er zudem zum Charakterdarsteller bei den gebrochenen Figuren des modernen Theaters avancieren. Der Kritiker Günther Rühle beobachtete anhand der Wandlung von Quadfliegs Spiel einen „Einbruch des Menschlichen ins Theatralische“. In Dieter Wedels Fernsehfilm „Der große Bellheim“ wurde er hoch gelobt. Seine Prägung in dem Pathos mehr verpflichteten Zeiten konnte Quadflieg aber nie ablegen. 1988 sagte er in einem Interview: „Woran will man das Wesen, die Seele und die Innovationskraft eines Volkes messen, begreifen, wenn nicht an seiner Sprache? Und was tun wir? Wir haben unseren Wortschatz auf etwa 1.000 Wörter reduziert, von vielleicht 25.000 möglichen.“