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Archiv-Artikel

unterm strich

Hallo, Stadttheater dieser Republik, so kann’s gehen: Erst ordentlich Krach machen in der örtlichen Kulturpolitik, dann rennen euch die Zuschauer die Bude ein! Am Deutschen Theater in Berlin jedenfalls gibt es gerade eine Rekordnachfrage. Für März sind bereits 15 Vorstellungen komplett ausverkauft, darunter „Minna von Barnhelm“, „Faust“, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ und „Emilia Galotti“. Platzauslastungen zu über 90 Prozent. Dafür hat sich das Intendantenhickhack mit Kultursenator Thomas Flierl doch gelohnt. Weiter so!

Ein anderer Weg, in die Schlagzeilen zu kommen, ist, einen Zensur-Eklat zu inszenieren. So nun in Hamburg. „Bei Emmy Göring zum Tee“ hatte am Dienstag im „Politbüro“, einer kabarettistisch orientierten Kleinkunstbühne, Premiere. Wegen „nicht angemessener Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“ wollte Theaterleiterin Lisa Politt das provokative Stück in letzter Minute absetzen. Die Autoren des Stücks wehrten sich und erwirkten eine einstweilige Verfügung. So konnte das Stück des Comedy-Duos „Emmi und Herr Willnowsky“ dennoch Premiere feiern. Beim Publikum kam das Stück gut an, es gab lang anhaltenden Beifall. „Sechzig Jahre durfte in Deutschland nicht über Nazis gelacht werden. Jetzt geht das“, verteidigt Christoph Dompke das Stück. „Ich wollte die Nazigrößen von ihrem unantastbaren Sockel herunterholen und der Lächerlichkeit preisgeben“, sagt Autor Mirko Bott. Das Publikum demonstrierte mit frenetischem Applaus eindeutig seine Sympathie für das Stück. Die meisten Anwesenden zeigten sich gut unterhalten.

Siehste, sobald die Spaßkultur zuschlägt, ist alles gut. Am Schluss wird zurückgelacht. Wenn das der Führer gewusst hätte, wäre der Welt manches erspart geblieben.