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Archiv-Artikel

unterm strich

Am Moskauer Bolschoi-Theater bahnt sich ein Skandal um eine neue Oper nach dem Libretto des umstrittenen russischen Literaten Wladimir Sorokin an. Etwa 50 Vertreter der kremltreuen Jugendorganisation „Gemeinsam gehen“ demonstrierten am Montag in Moskau gegen die für 23. März angesetzte Uraufführung der Oper „Rosenthals Kinder“, deren Musik von dem Avantgardisten Leonid Desjatnikow stammt. „Pornografen raus auf dem Bolschoi!“, forderten sie auf Plakaten. In der vergangenen Woche hatte das russische Parlament das Projekt der traditionsreichen Musikbühne kritisiert. In dem Stück gebe es „nicht die Spur von Pornografie“, verteidigte sich Sorokin gegen die anschwellende Kritik. Seine Romanwerke sind wegen der drastischen Darstellung von Gewalt und Sex in der russischen Öffentlichkeit umstritten. „Gemeinsam gehen“ hatte den Autor 2002 erfolglos wegen angeblicher Pornografie verklagt. „Niemand darf uns verbieten zu inszenieren, was wir als wichtig für das Theater betrachten“, sagte der Generaldirektor des Bolschoi-Theaters Anatoli Iksanow. „Rosenthals Kinder“ ist das erste Auftragswerk des Bolschoi seit 30 Jahren. In der Oper geht es um einen Genetiker, der berühmte Komponisten wie Tschaikowski, Wagner und Mozart klont.

Ein Glück, dass es keine Inquisition mehr gibt, sonst ginge es dem amerikanischen Bestsellerautor Dan Brown jetzt an den Kragen: Grobe Geschichtsklitterung und den Versuch einer Diskreditierung der katholischen Kirche wird ihm nämlich von dem Kardinal Tarcisio Bertone vorgeworfen. In seinem Grals-Roman „Sakrileg“ habe Brown die gesamte Grals-Tradition verdreht und die Geschichte manipuliert, sagte der Erzbischof von Genua in einem Interview der Tageszeitung Il Giornale. Auch die katholische Organisation Opus Dei werde verfälscht dargestellt. Die Konstruktion, dass Jesus Kinder mit Maria Magdalena gezeugt habe, sei absurd. Ebenso frei erfunden sei die Behauptung, dass die katholische Kirche das weibliche Element aus der Religion herausgedrängt habe. Bertone erinnerte daran, dass Frauen in den Evangelien eine herausragende Rolle spielten; hinzu komme die Tradition der Marienverehrung. Scheint ein prima Buch zu sein.