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Am 11. Mai werden die 58. Filmfestspiele von Cannes eröffnet. Am Dienstag hat Thierry Frémeaux, der künstlerische Leiter des Festivals, bekannt gegeben, welche Filme am Wettbewerb teilnehmen. In ihrer Mehrzahl sind es Werke verdienter Autorenfilmer, die um die Goldene Palme konkurrieren.
Von David Cronenberg – zuletzt mit „Spider“ in Cannes vertreten – stammt „A History of Violence“, von den Gebrüdern Dardenne „L'enfant“ (zuletzt zeigten sie an der Croisette „Le fils“), von Atom Egoyan „Where the Truth Lies“. Der israelische Regisser Amos Gitaï stellt „Free Zone“ vor, der Italiener Marco Tullio Giordana „Quando sei nato non puoi più nasconderti“ („Wenn du geboren bist, kannst du dich nicht mehr verstecken“). Der Österreicher Michael Haneke präsentiert seinen jüngsten, erneut in Frankreich gedrehten Film „Caché“, nachdem er vor zwei Jahren „Wolfzeit“ vorgestellt hat, der Taiwanese Hou Hsiao-Hsien „The Best of our Times“. Und Jim Jarmusch hat endlich wieder einen Langfilm gedreht, „Broken Flowers“, in dem Bill Murray und Sharon Stone mitspielen. Ebenfalls aus den USA kommt das einzige Erstlingswerk des Wettbewerbs: Tommy Lee Jones hat zwar schon fürs Fernsehen Regie geführt, „The Three Burials of Melquiades Estrada“ aber ist sein Kinodebüt.
Der japanische Regisseur Masahiro Kobayashi zeigt „Bashing“, die Franzosen Arnaud und Jean-Marie Larrieu „Peindre ou faire l'amour“. Ein weiterer französischer Film ist „Lemming“ von Dominik Moll, der den Eröffnungsabend bestreiten wird. Wiederum aus den USA kommt „Sin City“ von Frank Miller und Robert Rodriguez, aus Mexiko „Batalla en el cielo“ („Schlacht am Himmel“) von Carlos Reygadas, dessen Debüt „Japón“ vor drei Jahren in der Quinzaine des Réalisateurs lief. Von Hiner Saleem stammt die irakisch-französische Koproduktion „Kilomètre zéro“, von Johnny To „Election“. Wie vor zwei Jahren sind Gus Van Sant und Lars von Trier vertreten: dieser mit „Manderlay“, der Fortsetzung seiner Amerika-Trilogie, jener mit „Last Days“. Aus China kommt „Shanghai Dreams“ von Wang Xiaoshuai, aus Deutschland der neue Film von Wim Wenders, „Don't Come Knocking“. Außer Konkurrenz laufen unter anderem neue Filme von Woody Allen und von George Lucas; den Vorsitz der Jury hat Emir Kusturica inne.
Fraglos ist das ein Programm, das angesichts des Renommees der Regisseure andere Festivalleiter neidisch machen kann. Nur drängt sich mehr denn je die Frage auf, wo in einer solchen Zusammenstellung das Wagnis liegen könnte. Und warum nur ist, obwohl wir das Jahr 2005 schreiben, keine einzige Regisseurin wettbewerbsfähig?