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Archiv-Artikel

unterm strich

Insgeheim hätte wahrscheinlich jedes deutsche Stadttheater gerne einen Hollywoodstar, sagen wir Kevin Spacey, als künstlerischen Leiter. Einige hätten mit Sicherheit Angst ums Niveau, die meisten würden sich jedoch erst mal darüber freuen, dass die Bude endlich mal wieder voll ist. Das Old Vic Theatre in London hat zwar Spacey als publikumswirksame Galionsfigur, dafür aber nicht die segensreichen staatlichen Subventionen eines deutschen Stadttheaters. Deswegen hat Spacey schon zum zweiten Mal aus Hollywood Verstärkung angefordert. Am 19. Juni werden Brooke Shields, Joseph Fiennes und der aus „The Motorcycle Diaries“ bekannte Gael García Bernal im Old Vic auf der Bühne stehen, um Spenden für das traditionsreiche Haus zu sammeln. Dieses Engagement dürfte die viel beschäftigten Stars aus Übersee ein Lächeln kosten, denn die Probenzeit für jedes der sechs von bekannten Theaterautoren eigens verfassten Stücke beträgt exakt 24 Stunden. Genauso lange hatten die Autoren zuvor Zeit zum Schreiben.

Zum Schluss, für alle Nicht-Adorno-Leser in der taz-Redaktion und anderswo, eines dieser schlecht gelaunten Donnerworte, zu dem Teddy immer gern mal fähig war: „Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen“ (aus: „Minima Moralia“).