unterm strich :
Er ist zwar im Frührentenalter, von Altersmilde aber keine Spur: Der Musiker Konstantin Wecker, 58, nutzte ein Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, um die deutsche Öffentlichkeit für einen Aufstand zu agitieren: „Wir brauchen keine Reformen. Wir brauchen eine Revolution, die alles umkrempelt.“ Natürlich meine er keinen Umsturz mit Guillotine und Fahnen. Aber eine Revolution, nach der die Reichen nicht immer reicher und die Armen nicht immer ärmer werden, sagte Wecker. „Es ist höchste Zeit, dass wir wirklich revolutionär werden in unserem Denken.“ Bis es so weit ist, schreibt Wecker Lieder für Musicals. Sein aktuelles Projekt, an dem ihn der revolutionäre Gedanke gereizt habe, heißt „Quo Vadis?“ und wird am Donnerstag bei den Antikenfestspielen in Trier uraufgeführt. Außerdem erklärte Wecker: „Ich würde den Roman gerne retten.“ Unser Tipp: Immer schön eines nach dem anderen: zuerst das Musical, dann die Welt und – wenn dann noch Zeit ist – den Roman, okay?
Sie werden schon ihre Gründe haben, aber das heißt nicht, dass sie uns diese auch mitteilen müssen: Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vergibt den mit 12.500 Euro dotierten Sigmund-Freud-Preis an Peter Sloterdijk. Der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay in gleicher Höhe geht an den 96 Jahre alten Psychoanalytiker Hans Keilson, der immer noch in Amsterdam praktiziert. Ihre Begründung hebt die Jury sich bis zum 5. November auf. Dann werden beide Preise gemeinsam mit dem Georg-Büchner-Preis in Darmstadt verliehen.
Gojko Mitić wurde gestern 65 Jahre alt und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck gratulierte dem Ost-Winnetou. Offensichtlich ist Platzeck kein Winnetou-Fan – zu beliebig klingt das Glückwunschschreiben, das auch Stellenprofil eines Streifenpolizisten sein könnte: Seine Verkörperung zeichne sich aus „durch Menschlichkeit, Wahrheitsliebe, Furchtlosigkeit, körperliche Gewandtheit und Sportlichkeit“. Herr Platzeck, was bitte ist der Unterschied zwischen den beiden letztgenannten Tugenden? Angesichts dieser Phrasendrescherei trösten wir uns mit der alten Weise: Indianer kenn’ kein’ Schmerz.
Aber wir – im Moment mehr denn je. Denn Destiny’s Child lösen sich laut MTV auf. Mit Dietmar Daths himmlischen FAZ-Zeilen über ihren anbetungswürdigen Auftritt in Frankfurt im Ohr tragen wir Trauer: „Kein Passionsspiel könnte mehr Zeichen und Wunder versammeln als Kelly, Michelle und Beyoncé in Musik.“ Und: „Höret, die frohe Botschaft ist wahr: Ja, Jesus liebt diese drei, und wo er Recht hat, hat er Recht.“ Ob Jesus jetzt auch so traurig ist?