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Archiv-Artikel

unterm strich

Es gärt in Ludwigshafen: Am Wochenende wurde dort nicht nur der Filmkunstpreis verliehen, es wurde auch ein Manifest verfasst. Und zwar mit so viel Verve, dass sich jedes Wort wie eine Ohrfeige wider die deutsche Filmakademie und die Staatsministerin für Kultur und Medien liest. Der erste Satz lautet: „Wir glauben nicht an den Mythos einer deutschen Filmindustrie.“ Gerade die Existenz einer Industrie ist es, die Filmförderer, Produzenten und Politiker nicht müde werden zu beteuern. Die Ludwigshafener Unterzeichner indes begreifen den Mangel als Chance: „Was der deutsche Film sein kann: eine Manufaktur der Filmkunst, eine Werkstatt des Sehens, in der individuelle Visionen Gestalt werden und in einen Dialog mit dem Zuschauer treten.“ Niemand soll sich vor schlechten Quoten und niedrigen Zuschauerzahlen fürchten, niemand sich opportunistisch einem (ohnehin nur vermuteten) Publikumsgeschmack anschmiegen: „Der deutsche Film kann eigensinnig, unberechenbar, ungeschliffen, waghalsig, ungezähmt, erschütternd sein.“ Und: „Wir wollen keine rosigen Filme – wir wollen sie rot wie das Blut und die Liebe.“ Wow. Unterzeichnet haben bisher 21 Filmschaffende, unter ihnen die Schauspielerin Hanna Schygulla und die Regisseure Fred Kelemen, Robert Thalheim und Peter Lilienthal. Ob mit Tinte oder Blut, ist nicht überliefert.