unterm strich:
In Budapest haben am Freitagabend rund 2.000 Menschen für die Freiheit der Universitäten und der Kultur demonstriert. Sie versammelten sich vor dem Gebäude der Universität für Theater- und Filmkunst, das seit Wochenbeginn von den Studenten besetzt wird. Ihre Aktion richtet sich gegen die Aufhebung der Autonomie der Hochschuleinrichtung durch die rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán. Seit letztem Dienstag hat dort ein neues Kuratorium so gut wie alle Leitungsbefugnisse übernommen. Es ist ausschließlich mit Vertrauenspersonen der Regierung besetzt.
Die Führungsgremien der bis dahin weitgehend autonomen Ausbildungsstätte für Theater- und Filmschaffende waren bereits am letzten Montag geschlossen zurückgetreten. Viele der besten Lehrkräfte kündigten aus Protest ihre Verträge und Lehraufträge. Dazu gehört die Filmregisseurin Ildiko Enyedi, die 2017 mit „Körper und Seele“ den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen hat.
Treibender Motor der Machtübernahme an der Theater-Uni ist der Kuratoriumspräsident Attila Vidnyánszky. Er ist zugleich Intendant des Nationaltheaters und genießt das Vertrauen Orbans. Ihm schwebt die Schaffung einer christlich-nationalen Kultur vor.
Das Berliner Ensemble sagte ein Gastspiel am Budapester Nationaltheater, das Vidnyánszky leitet, aus Solidarität mit der Theater-Uni ab. „Mit großer Bestürzung schauen wir auf die aktuellen Entwicklungen der Theaterszene in Budapest“, teilte Intendant Oliver Reese am Freitagabend mit.
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