unterm strich:
Am Montagabend wurde bekannt, dass Intendant Matthias Lilienthal die Münchner Kammerspiele zum Ende seiner Vertragslaufzeit, 2020, bereits wieder verlassen wird. Dem vorausgegangen war ein Beschluss der Münchner CSU-Stadtratsfraktion,die gegen seine Vertragsverlängerung gestimmt hatte. München ist traditionell SPD-regiert, der Oberbürgermeisterposten wird seit fast 30 Jahren von den Sozialdemokraten behauptet, so bedauerte auch der Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) demonstrativ die Entscheidung des Intendanten. Jedoch: Ohne Zustimmung der CSU hätte es für Lilienthals Verbleib keine Mehrheit im Stadtrat gegeben. Der 58-Jährige ist seit 2015 im Amt, seiner experimentellen Ausrichtung der Kammerspiele sind das konservative Münchner Publikum und Teile der Kritik nie wirklich gefolgt. Zuletzt war die Auslastung auf 63 Prozent gesunken. Zwei aktuelle Produktionen der Kammerspiele sind zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zwei zu den Wiener Festwochen. „Darüber freue ich mich“, erklärte Lilienthal.
Ein Abschied anderer Art: In Basel ist der Schriftsteller und Übersetzer Jürg Laederach am Montag im Alter von 72 Jahren gestorben, wie von seinem Berliner Verlag Suhrkamp bestätigt wurde. Laederach gilt als „Grenzgänger der Sprache“, dessen Werke keine Bestseller wurden, dafür Fans der literarischen Avantgarde und des experimentellen Hörspiels erfreuten. Gut, dass Laederach im Grazer Kreis um Alfred Kolleritsch Gleichgesinnte getroffen hat. Für die Grazer Literaturzeitschrift Manuskripte war er lange tätig. Sein Debüt in Buchform war der Erzählband „Einfall der Dämmerung“ (1974). Bekannt wurde Laederach vor allem durch „69 Arten den Blues zu spielen“ (1984). Und er verstand Sprache auch stets als ein Instrument der Improvisation und Musikerzeugung. Der Jazzfan spielte Klarinette und Saxofon.
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