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Eigentlich ist der Begriff „Weltmusik“ ja eine Erfindung des heute fast vollständig vergessenen deutschen Musikologen Georg Capellen, der im Jahre 1906 begann, an der Unerschöpflichkeit europäischer Melodie, Tonalität und Rhythmus zu zweifeln, und sich nach neuen Quellen zur Belebung der kreativen Vorstellungskraft sehnte, die sich aus einem Stilmix speisen, der viele exotische Elemente verbinden sollte, ohne die europäischen Grundlagen aufzugeben. Sein amerikanischer Kollege Robert E. Brown, der, wie erst jetzt bekannt wurde, schon am 29. November verstorben ist, hatte mit seinem Begriff der „world music“ durchschlagenderen Erfolg: Er ist kein musikwissenschaftlicher Terminus geblieben, sondern in die Musikproduktion selbst eingegangen, seit die Plattenfirmen Mitte der Achtziger entdeckten, dass eine Musik, die entlang ganz ähnlicher Parameter funktioniert, wie sie Capellen skizziert hatte, einen Massenmarkt erreichen kann.
Brown wurde 1927 in Uticah, New York, geboren, lernte als Kind zahllose Instrumente. Nach dem Krieg studierte er Musik und begann 1962 am Wesleyan College in Connecticut zu lehren, wo auch der Begriff „world music“ zum ersten Mal gefallen sein soll. 1974 eröffnete er das „Center for World Music“ an der Universität von Berkeley, der Begriff hatte institutionenbildende Kraft entwickelt. Schon am Wesleyan College hatte Brown mit Plattenfirmen zusammengearbeitet und etwa Gamelan-Musik herausgebracht, die großen Einfluss auf die Komponisten des Minimalismus hatte – eine dieser Aufnahmen fand ihren Weg sogar bis in jene Kapsel, mit der die Nasa die Raumsonden ausstattet, die unser Planetensystem verlassen: zusammen mit einem Stück von Chuck Berry und einem von Johann Sebastian Bach.