unterm strich

Völlig ohne Spott können wir diese Meldung leider nicht durchlassen: Zum 800. Geburtstag der (vor allem durch sich selbst) maßlos überschätzten sächsischen Regionalmetropole Dresden haben sich die Stadtoberen etwas ganz Tolles einfallen lassen: Die Pet Shop Boys sollen nämlich dortselbst gemeinsam mit den Dresdner Philharmonikern ihre (ebenfalls einigermaßen überschätzte) Neuvertonung des legendären Stummfilm-Revolutionsdramas „Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergej Eisenstein aufführen. Weltniveau! Schauplatz ist ein Plattenbau in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofs, ein entscheidender Ort der friedlichen Revolution 1989, schrieb die Dresdner Morgenpost am Freitag. Wie sollte es auch anders sein, irgendwie muss der Heldenherbst ja mit ins Boot, und ist das nicht eigentlich eh auch irgendwie sowieso alles das Gleiche? Die Treppe in Odessa, die Straße in Leipzig, die Pet Shop Boys aus London? Ein genaues Datum für den Auftritt nannte die Morgenpost allerdings nicht, wohl auch weil die Finanzierung noch nicht vollkommen sicher zu sein scheint.

Und Weltniveau ein zweites Mal: Wie vorgestern schon vermeldet, hat ja auch das Zeit-Feuilleton zum Mozart-Jahr, das erst am 27. 1. dieses Jahres beginnt (bislang ist Mozart immer noch erst 249 Jahre alt, Leute!), sich ganz weit aus dem Fenster gelehnt. Nach Vorbild der SZ und dem eigenen Vorbild zum abgelaufenen Schiller-Jahr hat es mal wieder ein ganzes Feuilleton (allerdings ohne die hartnäckige Literatur) freigeräumt, um einen Großen der Kultur zu ehren. Und nicht nur das: Das Zeit-Feuilleton heißt nicht mehr Feuilleton, sondern Mozart! Weltkulturniveau eben. Trotzdem sind wir dann gar nicht mehr so gespannt darauf, was denn nächste Woche in Mozart kommt.