unterm strich :
Suhrkamp geht definitiv vor Gericht: Die Verlegerin Ulla Berkéwicz-Unseld hat offiziell Klage gegen die beiden neuen Minderheitseigner eingereicht. Zum 1. Januar 2007 haben die Hamburger Investoren Claus Grossner und Hans Barlach vom Schweizer Unternehmer Andreas Reinhart Anteile an Suhrkamp erworben. Die Suhrkamp-Chefin hält dies für nicht rechtmäßig, da nach ihrer Auffassung die anderen beiden Verlags-Gesellschafter der Transaktion hätten zustimmen müssen. Außerdem wirft sie Grossner und Barlach vor, sich bereits im Vorfeld des Kaufs verlagsschädigend verhalten zu haben, weil sie Berkéwicz-Unseld in den letzten Monaten Unfähigkeit und Missmanagement vorgeworfen hatten. Die Witwe von Siegfried Unseld hatte nach dem Tod ihres Mannes 2003 die Geschäftsführung des traditionsreichen Verlags übernommen. 20 Prozent gehören Joachim Unseld. Der Sohn Siegfried Unselds hat sich mit den neuen Gesellschaftern verbündet. Der Klage sehe man gelassen entgegen, sagte der neue Minderheitseigentümer Grossner. Da die Verlagsbeteiligung über Veränderungen in einer Schweizer Aktiengesellschaft erfolgt sei, gebe es für Suhrkamp „keinerlei Auskunfts- oder Zustimmungsrecht“. Seine neue Aufgabe tritt er mit sportlichen Zielen an: „Suhrkamp muss fit für die Zukunft gemacht werden“, verlangte er und regte eine wirtschaftliche Erfolgsbeteiligung von Autoren und Mitarbeitern am Unternehmen an. Man werde „intelligente Modelle“ vorlegen und sei dazu auch im Gespräch mit Autoren der „Suhrkamp-Kultur“. Was immer das bedeuten mag. Namen wollte er nicht nennen.
Nicht genannte Namen beschäftigen derzeit auch den Deutschen Journalistenverband (DJV), er vermutet politische Hintergründe für das Ermittlungsverfahren, das im Zug der umstrittenen „Idomeneo“-Inszenierung läuft. Die Mozart-Oper wurde wegen angeblicher Gefährdung durch islamistische Terroranschläge zunächst abgesetzt, dann mit großer Medienwirksamkeit wieder aufgenommen. Nun ist die Gretchenfrage: Wie ist die Information über die Hintergründe der Absetzung an die Öffentlichkeit gelangt? Seit dem 10. Oktober ermittelt das Referat des Landeskriminalamtes Berlin gegen unbekannt wegen „Verletzung des Dienstgeheimnisses“. Die Nachrichtenagentur epd wurde aufgefordert, ihre Informanten zu benennen. Michael Konken, Vorsitzender des DJV, bemängelt, es fehle der Politik an Kritikfähigkeit im Umgang mit investigativem Journalismus: „Wir registrieren verstärkt Versuche von Sicherheitsbehörden, Lecks in den eigenen Reihen durch den Umweg über die Medien zu schließen.“