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Archiv-Artikel

unterm strich

Neue Bürgerlichkeit? Die Mailänder Scala jedenfalls, eines der berühmtesten und prächtigsten Opernhäuser der Welt, pocht auf Eleganz: Künftig sind Premierenbesucher angehalten, Schlips und dunklen Anzug zu tragen, bei normalen Vorführungen wenigstens Jackett und Krawatte. Auch Frauen sind zu einer Kleidung aufgefordert, „die im Einklang mit dem guten Ton des Theaters steht“. Einen entsprechenden Hinweis will Scala-Intendant Stephane Lissner auf die Rückseite der Eintrittskarten drucken lassen. Es werde auch „diskrete Kontrollen geben“, schrieb die römische Zeitung La Repubblica gestern. „Aber es wird niemand aus dem Theater gejagt.“ „Die Scala ist eine historische Institution, die Respekt verdient“, sei die Begründung Lissners. In den meisten großen Opernhäusern etwa in Berlin, New York und London wird zwar korrekte Kleidung gern gesehen, es gibt aber zumeist keinen „Schlipszwang“. Dirigent Riccardo Chailly begrüßt den Schritt der Scala: Es gebe Länder, „da fehlt nicht viel und die Leute kommen in Unterhosen“. Hm. Vielleicht kann man wenigstens den Saum seiner Unterwäsche mit dem Markenzeichen drauf dezent aus der Anzugshose gucken lassen, wie etwa auf Hiphop-Konzerten üblich? Widerspruch meldet sowieso Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo an: „Das ist eine Form der Diskriminierung“, schimpft der Autor.