unterm strich:
Nicht nur Filmstars, auch Denkstars tummeln sich derzeit in Berlin. Bei den wohldotierten und daher auch universitätsfremdfinanzierten Mosse-Lectures an der Humboldt-Uni stellte Richard Sennett sein nächstes Buch „On Craftsmenship“ (Zum Handwerkertum) vor – also kurz mal rübergeschaltet zu einem unserer Lieblingsintellektuellen. Jedoch, ach, er war müde! De facto breitete Sennett vor dem Publikum seine Mattigkeit aus. In grotesk langsamem Duktus trug er once again seine Liebe zu einer romantischen und für ihn daher antikapitalistischen Vorstellung von Arbeit vor. Diese umfasst die Hingabe an das Material und die Technik seiner Bearbeitung sowie die Obsession, nicht nachzulassen, bevor das Produkt verbessert wurde. In anderen Worten: üben, üben, üben. Will heißen: spielen, spielen, spielen. Genau, Sennett war auch mal professioneller Cellist und will diese Arbeitserfahrung auf die industriellen Produktionsweisen übertragen wissen. Fragen hingegen sieht er nicht als Weg zur Qualitätssteigerung an. Infolgedessen er auch keine beantworten wollte. Ganze drei Statements vermochten ihm die Veranstalter aus dem Kreuz zu leiern. In weltläufiger Arroganz zögerte er bei jeder einzelnen und brach die Diskussion schließlich ab. Er habe einen langen Tag gehabt. Preisfrage: Wer hat das nicht, aber kann so angenehm davon leben?
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