piwik no script img

unterm strich

Nicht nur Filmstars, auch Denkstars tummeln sich derzeit in Berlin. Bei den wohldotierten und daher auch universitätsfremdfinanzierten Mosse-Lectures an der Humboldt-Uni stellte Richard Sennett sein nächstes Buch „On Craftsmenship“ (Zum Handwerkertum) vor – also kurz mal rübergeschaltet zu einem unserer Lieblingsintellektuellen. Jedoch, ach, er war müde! De facto breitete Sennett vor dem Publikum seine Mattigkeit aus. In grotesk langsamem Duktus trug er once again seine Liebe zu einer romantischen und für ihn daher antikapitalistischen Vorstellung von Arbeit vor. Diese umfasst die Hingabe an das Material und die Technik seiner Bearbeitung sowie die Obsession, nicht nachzulassen, bevor das Produkt verbessert wurde. In anderen Worten: üben, üben, üben. Will heißen: spielen, spielen, spielen. Genau, Sennett war auch mal professioneller Cellist und will diese Arbeitserfahrung auf die industriellen Produktionsweisen übertragen wissen. Fragen hingegen sieht er nicht als Weg zur Qualitätssteigerung an. Infolgedessen er auch keine beantworten wollte. Ganze drei Statements vermochten ihm die Veranstalter aus dem Kreuz zu leiern. In weltläufiger Arroganz zögerte er bei jeder einzelnen und brach die Diskussion schließlich ab. Er habe einen langen Tag gehabt. Preisfrage: Wer hat das nicht, aber kann so angenehm davon leben?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen