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unterm strich

Die späten 60er-Jahre waren für den Jazz eine Herausforderung. Nicht nur formal – Stichwort: Free Jazz –, sondern auch was die Instrumentation betrifft. Insofern ist es Leroy Jenkins hoch anzurechnen, dass er mit seiner Geige den Raum noch etwas größer machte, in dem die große afroamerikanische Musikkultur beheimatet ist. Während die Geige bis dahin meist für einen europäischen Folklore-Swing in der Tradition der Sinti und Roma stand, schaffte es Jenkins, mit seinen scharfen Cluster-Sounds einen aggressiven Sperrfeuerklang zu etablieren.

Jenkins, 1932 in Chicago geboren, lernte mit acht Jahren das Geigenspiel, wechselte in den 50er-Jahren erst einmal zum Altsaxofon und orientierte sich am Bebop. Von 1965 an war er Musiklehrer in Chicago, schloss sich auch der Association For The Advancement Of Creative Musicians (AACM) an, zu der Musiker und Musikerinnen wie Clifford Jordan, Das Art Ensemble Of Chicago oder Carla Bley gehörten. In der Folge emigrierte Jenkins wie viele andere Mitglieder des AACM nach Europa. Gemeinsam mit Schlagzeuger Steve McCall, Trompeter Leo Smith und Saxofonist Anthony Braxton formierte er in Paris die Creative Construction Company und nahm für das Avantgarde-Label BYG einige Platten mit improvisierter Musik auf. Später arbeitete Jenkins auch mit Cecil Taylor, Albert Ayler oder Alice Coltrane zusammen. Jetzt ist er im Alter von 75 Jahren gestorben.

Noch eine Meldung, die zur Trauer passt: Der am vergangenen Freitag in Paris gestorbene Kunstsammler und Berliner Ehrenbürger Heinz Berggruen wird noch in dieser Woche in einem Ehrengrab auf dem Berliner Waldfriedhof Dahlem beigesetzt. Die Witwe Bettina Berggruen hat diesen ausdrücklichen Wunsch ihres Mannes dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, übermittelt. Der Friedhof am Hüttenweg versammelt nahezu eine ganze Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Auf ihm befinden sich unter anderem die Gräber von Gottfried Benn (1886–1956), Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) und Harald Juhnke (1929–2005), aber auch von Erich Mühsam (1878–1934), der im KZ Oranienburg von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

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