unterm strich :
Der amerikanische Hiphop-Produzent Russell Simmons (Foto r.) hat gefordert, sexistische und rassistische Ausdrücke in Songtexten nicht länger zu dulden. Er sagte, es gebe in der Öffentlichkeit einen „wachsenden Unmut“ über den gedankenlosen Gebrauch dieser „übelsten Schimpfwörter“. Und er appellierte an Rundfunksender und Plattenfirmen, aktiv dagegen vorzugehen: Sie sollten anstößige Stellen mit einem „Bleep“ überblenden oder am besten gleich ganz löschen.
Nun ist Russell Simmons nicht irgendwer. Der Gründer des legendären „DefJam“-Labels gilt als intellektueller Wortführer der Rapszene und engagiert sich gerne in politischen Debatten.
Mit seiner Zensur-Idee dürfte er diesmal zwar ziemlich allein dastehen, doch sein jüngster Vorschlag rührt an eine Grundfrage afroamerikanischer Popkultur: Ist der Gebrauch abwertender Bezeichnungen wie „Nigger“, „Ho“ und „Bitch“ durch schwarze Rapper ein Zeichen der Selbstermächtigung, mit denen rassistische Vorurteile selbstbewusst gekontert werden? Oder reproduzieren und verstärken sie damit nur bestehende Klischees? Russell Simmons will diese Debatte jetzt noch einmal auf breiter Front eröffnen. Vielleicht hat ja das umstrittene Video eines Bundeswehrausbilders den Ausschlag gegeben, der einem Rekruten befahl, sich bei Schießübungen einen Angriff bewaffneter Afroamerikaner in der Bronx vorzustellen und beim Abdrücken laut „Motherfucker“ zu rufen. Vielleicht war es auch der amerikanische Radio-DJ Don Imus, der ein schwarzes weibliches Basketballteam im Hiphop-Slang als nappy-headed hos bezeichnet hatte und dafür gefeuert worden war. Eines jedenfalls ist jetzt schon klar: Für Weiße verbietet sich der Gebrauch solcher Vokabeln von selbst.