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Archiv-Artikel

unterm strich

Hoch her geht es in der schon lange anhaltenden Debatte um die beiden Theater am Berliner Ku’damm: Die Grünen-Politikerin Alice Ströver hat nun dem Regierenden Hauptstadt-Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) Zynismus vorgeworfen. Im RBB-Kulturradio sagte die Vorsitzende des Kulturausschusses gestern, Wowereit habe dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm wider besseren Wissens seine Unterstützung zugesagt. Er habe gewusst, dass die garantierte Nutzung des Gebäudes durch die Theater aufgehoben gewesen sei. Der Hintergrund der Sache ist kompliziert, aber auch als Politstudie nicht uninteressant. Ströver hatte nach eigenen Angaben durch Akteneinsicht herausgefunden, dass bereits unter dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) die Zweckbindung des Gebäudes für zwei Millionen Mark veräußert worden war. Diesen Vorgang habe Wowereit gekannt, aber weder den Theaterpächtern noch der Öffentlichkeit transparent gemacht. Der Regierende Bürgermeister hätte nach Ansicht Strövers die Theater unter Denkmalschutz stellen und damit retten können. Dies habe er in verantwortungsloser Weise versäumt.

Wowereit wiederum wies die Kritik der Grünen zurück. „Der jetzige Senat hat damit nichts zu tun“, sagte er über die Regelungen, die Ströver aufgedeckt hatte. Ob 2006 jemand im Senat davon gewusst hat, ließ Wowereit offen. „Ich weiß nicht, ob diese Regelungen im Haus bekannt waren.“ Für eine etwaige Veröffentlichung sehe er keinen Anlass, weil die Rechtslage eindeutig gewesen sei. Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hatte am Donnerstag im Abgeordnetenhaus auf eine Anfrage Strövers den Handel eingeräumt. Im Jahr 1998 habe Berlin zwei Millionen Mark dafür erhalten, dass es ab 2005 von einer Nutzungsbindung für die beiden Theater absieht. Damit wurde deutlich, dass Berlin auf einen Bestandsschutz für die Theater verzichtete, aber dennoch später – mit einer anderen Regierung – den Erhalt forderte, als das Gebäude von einem Investor gekauft wurde. Theaterdirektor Martin Woelffer hatte von einem „politischen Skandal“ gesprochen.

Wir haben das auch jetzt erst erfahren“, sagte ein Sprecher der Kulturverwaltung, die sich für die Bühnen einsetzt, am Freitag zu den neuen Fakten. „Herr Woelffer hat die Unterstützung der Kulturverwaltung gehabt und wird sie auch weiter haben.“ Seit Ende 2006 gehört das Kudamm-Karree, in dem die traditionsreichen Theater liegen, der Investoren-Firma Fortress, die es von der Deutschen Bank übernahm. Derzeit ist die Zukunft der Bühnen unklar. Wie die Sachlage aussieht, wird sie das auch noch eine Weile bleiben.