unterm strich :
Wie gerne würde man an dieser Stelle in Verzückung geraten über das immer verlässliche Pop-England, in dem alles besser ist. Ist es aber nicht. Wenigstens zurzeit. Am Dienstagabend wurde in London der Mercury Award verliehen, die wichtigste Auszeichnung, wenn es um Pop geht, in dem Land, das das wichtigste Land ist, wenn es um Pop geht. Und – was soll man sagen? Ein richtig gutes Jahr war es nicht. Nominiert waren unter anderem die Vorjahressieger Arctic Monkeys mit ihrem neuen, okayen, aber nicht sensationellen Album „Favourite Worst Nightmare“. Der Grime-Rapper Dizzie Rascal mit dem ziemlich lahmen „Maths and English“ (zumindest im Vergleich mit seinem Debüt, mit dem er vor drei Jahren gewann). Der Neo-Shoegazer Maps und „We Can Create“, schöne Platte, aber auch nicht weltbewegend. Bat For Lashes und „Fur and Gold“, eine dieser Nur-Engländer-können-es-verstehen-Platten. Jamie T und „Panic Prevention“, ja, super Schrammel-Indie-Hiphop-Ladism. Aber das war’s auch schon. Und Amy Winehouse natürlich. Tolle Stimme und ansonsten Klatschseiten-notorische Nervensäge, die einen mit ihren Drogenproblemen belästigt und immer dünner wird. Eine Mischung aus Norah Jones und Pete Doherty, wenn das irgendwas besser macht. Die 20.000 Pfund Preisgeld gewonnen haben die Klaxons und ihr Album „Myths Of The Near Future“. Der Macht des New Musical Express und seiner Das-ist-der-heißeste-Scheiß-seit-den-Happy-Mondays-Logik ist eben wenig entgegenzusetzen.
Und weil sonst nichts los ist, noch die Meldung des Tages: Jeder fünfte Deutsche würde laut einer Umfrage gerne auswandern. Bei den jungen Leuten unter 30 Jahren sei es sogar jeder Dritte, heißt es in einer Allensbach-Erhebung. Der Wunsch auszuwandern, hat sich laut den Meinungsforschern in den Neunzigern verstärkt. Zuvor hätten nur zehn bis 15 Prozent der Befragten dies in Betracht gezogen. Wer soll bloß die Schirrmacher-Leitartikel zur Demografie lesen, wenn alle weg sind? Die meisten Befragten sagten, ihnen gefalle es woanders besser. Heißt das, dass sie Auswandern und Urlaub verwechselt haben? Oder ist Deutschland bald leer (was auch etwas für sich hätte)?