unterm strich :
Hat ja bislang schon ein bisschen gefehlt: eine Idee, was man anfangen kann mit dem Stadtschloss, das im Herzen Berlins nach dem Willen von Antje Vollmer und anderer Kulturexperten wieder aufgebaut werden soll. Wir können ja kaum die Monarchie wieder einführen. Nun aber! Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, meinte, man könne die in Berlin-Dahlem beheimateten Museen Außereuropäischer Kunst in das noch zu errichtende Schloss umziehen lassen. Eberhard Diepgen, bahnbrechender Bürgermeister der Hauptstadt, hat dann flugs eine Presseerklärung schreiben lassen und darin die Idee sogleich als „bahnbrechend“ bezeichnet: Er begrüße diese Initiative ausdrücklich. „Im Zeitalter der globalen Entwicklung könnte im Herzen Berlins ein kultureller Kontrapunkt mit einer spannenden Vernetzung von Künsten und Wissenschaften entstehen“, meinte Diepgen. Was auch stimmt. Kann schließlich überall. Muss aber nicht. Und natürlich hat Diepgen in Wirklichkeit andere Gründe: Erstens findet er das Holocaust-Mahnmal zwar bekanntlich irgendwie doof, das Schloss, wenn es denn kommt, aber irgendwie gut. Und zweitens geht es ums liebe Geld. Die Initiative, so Diepgens Presseerklärungsschreiber, sei auch geeignet, neuen Schwung in die Schlossdebatte zu bringen. Und: Lehmann hatte von einem mehrere hundert Millionen Mark teuren Sanierungsbedarf der Nachkriegsbauten in Dahlem gesprochen, der durch einen Umzug hinfällig würde beziehungsweise für den etwa 1,2 Milliarden Mark teuren Schlossaufbau verwendet werden könnte.
Hat auch unbedingt gefehlt: eine plattdeutsche Übersetzung des Weltbestsellers „Der kleine Prinz“. Nun fehlt sie aber nicht mehr, denn rechtzeitig zum 100. Geburtstag von Antoine de Saint-Exupéry ist sie erschienen. Arnd Immo Richter hat das Märchen unter dem Titel „De lütte Prinz“ ins Plattdüütsch übertragen („De lütte Prinz“, Verlag Michaela Naumann, Nidderau, 93 Seiten, 26 Mark). Und wenn der kleine Prinz seine Botschaft formuliert, liest es sich so: „Bloots mit'n Harten kann en goot kieken. Wo dat op ankoomen deit, dat kann'n ni mit de Oogen wies warrn“ („Allein mit dem Herzen kann man gut sehen. Auf was es ankommt, das sieht man nicht mit den Augen“). Das 1943 erschienene Buch des Franzosen Saint-Exupéry, der am 29. Juni 1900 geboren wurde, ist in über 100 verschiedene Sprachen, Mundarten und Dialekte übersetzt worden. Den „kleinen Prinzen“ gibt es bereits in pfälzischer, fränkischer, hessischer, bayerischer, schwäbischer und kölscher Mundart. Und: Sind wir eigentlich die Einzigen, denen beim Titel „De lütte Prinz“ der Jungschriftsteller David Wagner einfällt?
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